In seiner ersten Rede vor beiden Häusern des US-Kongresses griff Präsident Barack Obama tief in die Geschichte seines Landes, führte die von Abraham Lincoln begonnene transkontinentale Eisenbahnlinie und den Flug zum Mond unter Präsident John F. Kennedy als Beispiele an, wozu die USA auch in Krisenzeiten in der Lage seien. Er rief er sein Volk auf, in der tiefen Wirtschaftskrise nicht verzagt sondern beherzt zu reagieren. "Think Big - denkt groß" lautete die präsidiale Botschaft. Die Antwort der Republikaner: Großes Denken dürfe sich nicht in großen Staatsausgaben erschöpfen.

Kampf verschiedener Lehren. Beide Seiten versuchen derzeit, ihre konträren Lehren aus der jüngeren Geschichte als die richtigen in der öffentlichen Meinung zu verankern. Sie befassen sich dabei mit der Entwicklung im letzten Vierteljahrhundert, eine Ära die mit der "Revolution" von Ronald Reagan 1981 gegen das Regierungs-Establishment in Washington begonnen hatte. Während die Republikaner den Beginn einer Phase langsamen aber stetigen Aufschwungs feiern, der mit Steuersenkungen und Rücknahme staatlicher Regulierungen begonnen habe, kritisieren die Demokraten um Obama, dass seither die Haushaltsdefizite gewachsen, die Gesundheitskosten explodiert und Schulen und Infrastruktur immer schlechter geworden seien.

85 Prozent sind optimistisch. In diesem Zweikampf scheint Obama derzeit vorn zu liegen. In einer Blitzumfrage nach seiner Rede im Kongress zeigten 68 Prozent der Befragten eine positive Reaktion. Weitere 24 Prozent waren einigermaßen zufrieden. 85 Prozent erklärten, die Rede stimme sie optimistisch.

Wirtschaft belebt. In seiner Rede vor dem Kongress, die dem jährlichen Bericht zur Lage der Nation ähnelte, erinnerte Obama daran, dass Regierungen in Krisenlagen durch ihr Handeln die Wirtschaft neu belebt hätten. Er bemühte sich, das Eingreifen der Regierung als eine Art Investition darzustellen, die sich später bezahlt machen würde. "Die Geschichte lehrt uns, dass jedes Mal bei wirtschaftlichen Verwerfungen und Umgestaltungen diese Nation entschieden gehandelt hat", sagte Obama.

Geldverschwendung. Bobby Jindal hatte von seiner republikanischen Partei den Auftrag, dem Präsidenten in einer Fernsehrede zu antworten. Der Gouverneur von Louisiana wies Obamas Aufruf zurück. Das sei Geldverschwendung, kritisierte Jindal und fügte hinzu: "Wer von uns würde seine Kinder anpumpen, um mit Geld, das er nicht hat, Dinge zu kaufen, die er nicht braucht?" Der aus einer indischen Einwandererfamilie stammende Jindal gilt als möglicher republikanischer Spitzenkandidat 2012. Die Regierung müsse "führen", sagte er. "Aber führen heißt nicht, Steuern zu erhöhen."