Radikale unter den Hunderttausenden Muslimen in den Niederlanden werfen ihm vor, "zu weiß" zu sein. Manche "Weiße" kritisieren, er sei zu nachgiebig gegenüber Islam-Fanatikern. Dass der 47-Jährige seit Montag die Hafenmetropole Rotterdam und damit die zweitgrößte Stadt der Niederlande als Bürgermeister regiert, gilt europaweit als politische Sensation: Aboutaleb war 1976 mit fast 16 Jahren als Sohn eines strenggläubigen Imams nach Holland gekommen, und bis heute besitzt er auch die Staatsbürgerschaft seines Geburtslandes Marokko.

Große Sympathien. In der Mitte der niederländischen Gesellschaft genießt der Sozialdemokrat und bekennende Muslim freilich große Sympathien. Der christlich-liberalen Zeitung "Trouw" gilt er als "Barack Obama der Niederlande". Seine Ernennung zum Oberhaupt jener Stadt, in der die Ausländer-Problematik die Bevölkerung stärker als anderswo polarisiert hat, sei "ein enormer Fortschritt in der nationalen Debatte über die Integration von Einwanderern".

"Rabat an der Maas". Die dürfte noch lange anhalten und immer wieder konträr geführt werden. Das machte allein schon Rechtspopulist Geert Wilders, der mit seinem Anti-Koran-Film "Fitna" weltweit Proteste auslöste, deutlich. Rotterdam könne man nun umtaufen in "Rabat an der Maas", zündelte Wilders. Dass auch ein holländischer Obama nicht nur Freunde hat, riefen allein schon die zusätzlichen Sicherheitsvorkehrungen bei seiner Amtseinführung bedrückend in Erinnerung. Im Rathaus setzte die Polizei unter anderem Sprengstoffspürhunde ein.

Unsicherheit schürt Gewalt. Davor protestierten Anhänger jenes 2002 ermordeten Gesinnungsfreundes von Wilders, der Rotterdam zur Plattform einer Ausländer-Raus-Bewegung gemacht hatte: Der Publizist Pim Fortuyn rief damals zum "Kalten Krieg gegen den Islam" auf. Nicht ohne Erfolg: Im Parlament der Heimatstadt des größten Seehafens Europas sitzen 14 Abgeordnete der Fortuyn-Partei "Lebenswertes Rotterdam".

Sieg über den Hass. Seit 2004 traut man dem studierten Kommunikationsexperten, der 1961 in dem Dorf Beni Sidel im Gebirgszug Rif am Mittelmeer geboren wurde, landesweit zu, Feindseligkeit und Hass überwinden zu können. Damals trug er maßgeblich zur Eindämmung von Unruhen bei, die nach der Ermordung des islamkritischen Regisseurs Theo van Gogh durch einen fanatischen Muslim marokkanischer Herkunft ausbrachen. Aboutaleb forderte seine Glaubensbrüder auf, sich entweder zur freiheitlichen Demokratie zu bekennen oder in islamische Staaten zu ziehen. Vielen Niederländern gilt er auch deshalb als "das gute Gesicht der Einwanderer".