Sind Sie froh, dass mit Rudolf Hundstorfer wieder einer der Ihren, ein Gewerkschafter, Sozialminister ist oder beschert Ihnen das eine Beißhemmung?
WOLFGANG KATZIAN: Es geht uns nicht ums Kritisieren, sondern darum, der Bundesregierung unsere Positionen zu vermitteln. Deswegen sind wir froh, wenn dort jemand sitzt, dem unsere Gedanken nicht fremd sind - viele davon haben wir entwickelt, als er ÖGB-Präsident war.

Im Regierungsprogramm finden sich zahlreiche Ihrer Ideen aber nicht wieder. Beispiel: Vermögenszuwachssteuer.
KATZIAN: Dann werden wir eben nicht locker lassen. Mir geht es nicht darum, den Über-Robin-Hood zu spielen, der den Reichen alles wegnimmt, aber es geht um Gerechtigkeit. Zur Zeit stammen in Österreich zwei Drittel des Steueraufkommens aus Lohn-, Einkommens- und Mehrwertsteuer. Ich glaube, dass das mit ein Grund dafür ist, warum wir in die Krise schlittern.

Höhere Steuern auf Vermögen und wir wären vor der Finanzmarktkrise besser geschützt?
KATZIAN: Das weiß ich nicht. Aber, würden wir Vermögen so besteuern wie der EU-Durchschnitt, hätten wir mehr Geld für Maßnahmen, um durch die Krise zu tauchen. Dass die Regierung jetzt Bauvorhaben vorzieht, ist absolut richtig. Das nächste Konjunkturpaket sollte darüber hinaus in die personalintensiven Bereiche Pflege und Kinderbetreuung investieren. Das Geld dafür wächst aber nicht im Himmel. Deshalb bin ich nicht nur für Steuern auf Vermögenszuwachs, sondern auf Vermögenssubstanz. Wer ein Haus baut und darin wohnt, soll dafür keine Steuern zahlen. Wenn einer sieben Häuser vermietet, dann sehr wohl.

Aber auch Ihre Partei, die SPÖ, betont: Keine neuen Steuern!
KATZIAN: Wenn wir draufkommen, dass wir Geld brauchen, um die Krise zu meistern, wird man die Diskussion eröffnen müssen. Sonst drohen Sparpakete zu Lasten der sozial Schwachen. Wir als Gewerkschaft müssen auf eines aufpassen, Stichwort: Bankenpaket. Pragmatische, schnelle Lösungen sind gut, aber es kann nicht sein, dass der Staats einspringt, wenn die Reichen ein Problem haben, und nachher machen wir weiter wie gehabt. Das wäre Sozialismus für Reiche.

Sie wollen lieber Sozialismus für Arme. Mindestsicherung ...
... brauchen wir im ersten Halbjahr 2009, erstes Quartal wäre mir noch lieber.

Hundstorfer wartet auf Kärnten und kündigt die Mindestsicherung für 2010 an.
KATZIAN: Ich kann nicht nachvollziehen, wie die Aussage zustande gekommen ist. Es darf nicht sein, dass uns ein Bundesland papierlt. Dazu ist die Lage zu ernst.