Frau Rudas, bitte beschreiben Sie Ihren Ko-Geschäftsführer Günther Kräuter.
LAURA RUDAS: Er ist sehr genau, sehr gut informiert, er weiß, wovon er redet. Er ist sehr konkret in seinen Forderungen und Vorhaben. Persönlich ist er ein angenehmer, teamfähiger Kollege.

Herr Kräuter, was für eine Art von Politikerin ist Laura Rudas?
GÜNTHER KRÄUTER: Die Laura wird das großartig machen, weil sie eine tolle Politikerin ist. Ich finde es vom Parteivorsitzenden Werner Faymann eine großartige Idee, dass er so eine Spitzenfunktion jungen Leuten - und das kann man wohl sagen bei einer 28-Jährigen. . .
RUDAS: 27!
KRÄUTER: Das wird sich auch einmal ändern. Deine Berufung ist ein Qualitätssprung. Mir ist in der Geschichte unserer Partei nichts Vergleichbares bekannt.
RUDAS: Worauf ich stolz bin, ist, dass ich nicht die erste Bundesgeschäftsführerin bin.

Das war Brigitte Ederer 1995. Sie hatte noch mit den roten Machos zu kämpfen. Werden nun alle nach Rudas' Pfeife tanzen?
KRÄUTER: Nach diesem Interview gehe ich in den Plenarsaal des Nationalrates und wenn dann die Präsidentin Barbara Prammer mit der Glocke läutet, stellt sich die Frage nicht unmittelbar. Da hat sich in der Sozialdemokratie vieles zum Positiven verändert, dank Vorkämpferinnen wie Johanna Dohnal, Helga Konrad.
RUDAS: Auch wir haben noch zu kämpfen für den Feminismus. Aber jetzt muss ich dir Rosen streuen, Günther, weder Geschlecht noch Alter waren zwischen uns bisher ein Thema.

Alfred Gusenbauer träumte mit sieben Jahren vom Kanzleramt, wurde mit 39 SPÖ-Bundesgeschäftsführer, dann gleich -Vorsitzender und mit 47 Kanzler. Was wollen Sie noch werden?
RUDAS: Ich will länger als er, also länger als einen Monat Bundesgeschäftsführerin bleiben! Was in fünf oder zehn Jahren ist, kann ich nicht sagen. Da geht es mir so wie meinen gleichaltrigen Freunden. Jetzt teilen wir uns einmal gleichberechtigt diese Arbeit.
KRÄUTER: Wir werden beide nach innen und nach außen wirken.

Sie sind beide locker in TV-Interviews und gut im Umgang mit Medien. Wer kontrolliert die Buchhaltung, wer bestellt Sessel für den Parteitag, wer staucht wenn nötig Genossen zusammen?
RUDAS: Was wir als Sozialdemokratie fordern, muss man auch selber leben. Man kann Konflikte teamfähig lösen, man muss nicht schimpfen. Also wenn, dann musst du das übernehmen. . .
KRÄUTER: Also wir werden sicher niemanden anschreien.
RUDAS: Ich werde mich um Kampagnen kümmern. . .
KRÄUTER: . . .und ich mich um die Bundesländer. Schließlich war ich lange Bezirksgeschäftsführer und Bezirksvorsitzender.

Da werden Sie erlebt haben, wie einer Ihrer Vorgänger energisch wurde.
KRÄUTER: Wir pflegen. . .
RUDAS: . . .einen neuen Stil.

Was wollen Sie organisatorisch verbessern?
KRÄUTER: Verbessern kann man immer. Aber wir sind in der wunderbaren Lage, dass die SPÖ - von der Gewerkschaftsfraktion über die Länder bis zur Gesamtpartei - geschlossen ist.
RUDAS: Ich möchte die Partei öffnen. Die Parteizentrale soll ein Open House sein, wo jeder rein kann, wo Menschen partizipieren. Wir müssen Anschluss finden an Think Tanks und die Zivilgesellschaft - ohne sie zu vereinnahmen. Nur ein Beispiel, im Zuge der Finanzkrise muss man doch sagen: Hätte die Politik schon früher auf Organisationen wie "Attac" gehört.
KRÄUTER: In vier, fünf Jahren wird sich die Welt verändert haben. Dann hat die Ellenbogengesellschaft ausgedient. Und ich hoffe, dass Werte wie Solidarität zwischen den Generationen und soziales Engagement wichtiger sind. Dann ist eine sozialdemokratische Partei genau am Puls.

Als das letzte Mal ein Rudas -Ihr Onkel Andreas, Ende der Neunzigerjahre - in der SPÖ-Zentrale saß, war Modernisierung angesagt. Müssen sich die Genossen wieder fürchten?
RUDAS: Damals war ich ein Teenager und politisch nicht aktiv. Jeder weiß, dass wir seit Jahren keinen Kontakt haben.

Die Frage ging mehr in die Richtung: Wie wollen Sie die Sozialdemokratie weiter entwickeln? Was ist Ihr politisches Credo?
RUDAS: Das sind die Öffnung und die Mobilisierung. Politik muss aus der Mutlosigkeit heraus, wobei ich damit keine heldenhafte, sondern eine entscheidungsfreudige Politik meine. Ich möchte zeigen, dass Politik einen Handlungsspielraum hat, dass man die Welt verändern kann, wenn man gemeinsam dafür kämpft.

Herr Kräuter, sind Sie als Steirer Franz Voves' Mann in Wien?
KRÄUTER: Das Schöne ist, dass sich Voves und Faymann persönlich und politisch gut verstehen. Bei Infrastrukturmaßnahmen werde ich mich aber schon für die südlichen Bundesländer einsetzen.

Schon intervenieren geübt?
RUDAS: Wie?
KRÄUTER: Wo?

Haben Sie die Handynummer des ORF-Informationsdirektors schon als Kurzwahl gespeichert?
KRÄUTER: Das ist nicht unser Zuschnitt!
RUDAS: Wenn es inhaltliche Missverständnisse gibt, dann kann man das ansprechen. Das habe ich auch in der Vergangenheit immer mit den Journalisten persönlich geklärt. Wir haben auch hier unseren eigenen Stil. Sie werden von uns keine zynische Presseaussendung lesen.
KRÄUTER: Aber sicher pointierte.

Herr Kräuter, haben Sie sich schon darauf eingestellt, Sonntagmittag statt mit Ihrer Familie zu essen, Reaktionen auf die ORF-Pressestunde auszuschicken?
KRÄUTER: Ich war ja bisher schon eifriger Autor von Sonntags-Aussendungen, weil da weniger los ist und man leichter in den Medien unterkommt. Kräuters "gemeines Wort zum Sonntag" wurde das schon genannt.

Und Sie, Frau Rudas: Nie mehr ausgehen Samstagnacht?
RUDAS: Das steht nicht im Vertrag!