Wahltagsbefragungen in den USA sind eine generalstabsmäßige Operation, für welche fast 20.000 Interviews durchgeführt werden. Die großen Fernsehanstalten bezahlen dafür seit Jahren viele Millionen Dollar an die Firma Edison Media Group. Damit ja nicht frühzeitig Informationen nach außen dringen, wurden diesmal Wahlforscher sogar eingesperrt und ihnen die Handys abgenommen. Wer ein menschliches Bedürfnis verspürte, den begleiteten uniformierte Sicherheitsbeamte.

Umfragen brisant. Das Ziel waren unabhängige Medienberichte am Wahltag, doch sind die Umfragen längerfristig brisant. Die Demokraten müssten jahrelang alle Wahlen gewinnen. 2004 bezeichneten sich unabhängig von Wahlbeteiligung und Wahlverhalten jeweils gleich viele Amerikaner als Demokraten oder Republikaner. Nun beträgt die Differenz über zehn Prozentpunkte.

Irak-Krieg kein Top-Thema. 2008 war das dominierende Thema die Wirtschaft. Wem es um Sicherheitspolitik ging, der wählte mit 80-prozentiger Wahrscheinlichkeit John McCain. Zu dessen Pech meinte jedoch nur einer von zehn Wählern, dass der Irak-Krieg oder Terrorismus das Top-Thema darstellten. Zwei Drittel behaupteten das von der Finanzkrise - und stimmten mit überwältigender Mehrheit für Obama. US-Wahlforscherin Karlyn Bowman, Republikanerin, im Gespräch punktgenau: "McCain hat am 20. September verloren!" An diesem Tag begann die Katastrophe an den Börsen, und der Republikaner fand dafür keine Kampagnestrategie.

Obama punktete bei Erstwählern. Nach Altersgruppen hat Barack Obama bei den Unter-30-Jährigen mehr als doppelt so viele Wähler gewonnen. Sogar fast drei Viertel der Erstwähler waren für Obama. Frauen wählen sowieso deutlich häufiger einen Demokraten. Viel wurde vor der Wahl diskutiert, ob Obamas Hautfarbe eine Rolle spielt. Nicht wirklich. Obwohl weiße Männer zu 55 Prozent McCain bevorzugten, gaben weniger als fünf Prozent an, keinen Afro-Amerikaner zu wählen. Da kam als Diskriminierungsfaktor eher das Alter von McCain zum Tragen.

Schlüsselstaaten für Obama. Nach Regionen siegte Obama in Florida, wo das Auszählungschaos von 2000 George Bush zum Präsidenten gemacht hatte. In den Schlüsselstaaten Pennsylvania und Ohio kamen weitere Triumphe hinzu. Strategisch muss man zwei dieser Staaten gewinnen, Obama gelang das in allen dreien. Plan B ging ebenfalls auf, weil er mit Colorado und New Mexico kleinere Staaten des Mittleren Westens holte.

Wähler der Zukunft pro Obama. Obamas Demokraten sind daher wirklich für lange Zeit Wahlfavoriten. In den parallelen Kongresswahlen dominierten sie genauso wie bei den Jung- und Erstwählern sowie jenen mit afro-amerikanischen und hispanischen Wurzeln. Das sind Gruppen, welche einen wachsenden Teil der Wählerschaft ausmachen. So etwa fand Obamas Nominierung in Colorado statt, weil er dort einen früheren Bush-Staat gewinnen wollte. Dort sind bis zu 40 Prozent der Teenager in den Schulen Hispanics. Mit diesen siegt man in künftigen Wahlen.