Nach seinem historischen Wahlsieg hat Barack Obama einen Neuanfang in den USA versprochen. Der 47-jährige Senator setzte sich bei der Präsidentschaftswahl am Dienstag in einem Erdrutschsieg gegen den Republikaner John McCain durch und zieht als erster Schwarzer in der Geschichte der USA ins Weiße Haus in Washington ein.

Geheimdienst-Briefing. Kurz nach der rauschenden Siegesfeier begann aber auch schon die Arbeit: Obama wollte noch am Mittwoch den Kongressabgeordneten Rahm Emanuel zu seinem künftigen Stabschef ernennen. Am Donnerstag erhält Obama bereits sein erstes Briefing durch den amerikanischen Auslandsgeheimdienst CIA. Danach wird er auf dem selben Informationsstand wie Noch-Präsident Bush sein.

Regierungsmannschaft. Auch ansonsten wartet viel Arbeit auf den neuen Präsidenten: Er muss seine Regierungsmannschaft zusammenstellen. In Washington wird erwartet, dass er dabei auf viele bekannte Gesichter zurückgreifen wird - Mitarbeiter der Regierung von Bill Clinton, aber auch Republikaner.

Posten des Finanzministers. Einer der wichtigsten Posten in der Regierung ist dieser Tage der des Finanzministers. Amtsinhaber Henry Paulson hat teure Rettungsprogramme vor allem - aber nicht nur - für Banken aufgegleist. Sein Nachfolger muss sie umsetzen. Zu den Namen, die immer wieder genannt werden, gehört der Robert Rubins. Der einstige Goldman-Sachs-Banker war unter Clinton Finanzminister. Heute gehört er zu den wichtigsten wirtschaftlichen Beratern Obamas. Auch Lawrence Summers, Clintons erster Finanzminister, wird für das Amt gehandelt. Da stört es nicht, dass er als Präsident der Harvard Universität eher glücklos agiert hat.

Amt des Außenministers. Zu den profiliertesten Ämtern, die zu vergeben sind, gehört der des Außenministers. Zu den Namen, die immer wieder genannt werden, gehört John Kerry, der im Präsidentschaftswahlkampf 2004 gegen George W. Bush unterlag. Auch Republikaner werden immer wieder genannt. Obama stand im Senat dem erfahrenen Außenpolitiker Richard Lugar und dem moderaten Chuck Hagel nahe.

Amt des Verteidigungsministers. Der Posten des Verteidigungsministers könnte ebenfalls an einen Republikaner gehen. Amtsinhaber Robert Gates hat gute Chancen, sich selbst zu beerben. Seiner Wahl 2006 hatten praktisch alle demokratischen Senatoren zugestimmt.

Spekulationen. Für andere Posten in der Regierung wird über die Gouverneurinnen von Arizona und Kansas, Janet Napolitano und Kathleen Sibelius, spekuliert.

Das Zentrum der Macht. Das eigentliche Zentrum der Macht aber liegt im Weißen Haus. Und hier hat der Stabschef eine Schlüsselstellung inne. Gute Chancen für diesen Posten hat Rahm Emmanuel, Chef der Demokraten im Kongress. Der Abgeordnete aus Chicago ist eng mit Obama vertraut und gilt als harter Organisator. Doch auch Tom Daschle aus Süddakota, einst Chef der Demokraten im Senat und während der Wahlkampagne enger Berater Obamas, wird immer wieder genannt. Doch auch hier könnte ein Ehemaliger zurückkommen: John Podesta war bereits unter Clinton Stabschef. Jetzt leitet er für Obama das "Transition team" - diejenige Arbeitsgruppe also, welche unter anderm die Kandidaten für die Regierungsämter sichtet.

Rasche Entscheidung. Wer auch immer ausgewählt wird: Er oder sie wird es rasch wissen. "Ich denke, er wird sich rasch entscheiden", sagte Obamas Chefberater David Axelrod dem Sender MSNBC über seinen Chef. Obama will einen Fehler Clintons vermeiden. Dieser hatte seinen Start als Präsident selbst erschwert, indem er erst im Dezember die ersten Posten vergab, und erst Mitte Januar die wichtigsten. David Axelrod selbst, der Architekt des Wahlsiegs, will nicht nach Washington, sondern ins heimatliche Chicago zurückkehren. Und auch ein anderes bekanntes Gesicht dürfte nicht auf einem der Regierungsposten zu sehen sein: Hillary Clinton. Für die einstige Widersacherin dürfte es keinen Platz im Weichbild des Weißen Hauses geben.