Paul Beatty hat es zuerst formuliert. "Mich beeindruckt an Obama, dass er wie jeder echt coole Mensch gar nicht zu wissen scheint, wie cool er ist", schrieb der Schriftsteller in einem Artikel im Frühjahr. Inzwischen ist das Bild vom "coolen" Obama Allgemeingut.

Abgebrüht. Obamas sympathische Abgebrühtheit zieht die Wähler an und ist ein Problem für seinen Gegner. Obamas Charakter wirkt so frei von allen Brüchen und sein Wahlslogan "Change" zieht hervorragend, denn selbst Obamas "Feinde" wissen, dass das Land den Wandel braucht. Das Fiasko im Irak und der Zusammenbruch der Wall Street sind Grund genug. Und dann fragen nicht mehr viele Wähler, was denn Obama konkret zu bieten habe außer "Wandel".

Guter Redner. Die Wahlkampagne hat auch Obamas rhetorische Fähigkeiten unterstrichen. Inzwischen wird er sogar als besserer Redner als Bill Clinton und Ronald Reagan angesehen. Seine Erfahrungen aus afro-amerikanischen Kirchengemeinden mit ihrer Predigertradition kommen ihm zu Hilfe. Um so auffälliger ist, wie unwohl Obama sich in TV-Debatten fühlt. Er wirkt dann oft wie ein Professor - der er an der Universität Chicago gewesen ist. Konfrontiert mit wenigen Menschen statt mit der jubelnden Menge wirkt Obama schnell steif.

Talkshows Allmählich scheint er sich auch an Talkshows zu gewöhnen. Zuletzt gab er in einer solchen zu, nur mithilfe eines grauslichen, "nach Pfeffer" schmeckenden Nikotin-Kaugummis von seiner Sucht losgekommen zu sein. Das Publikum goutiert die Lockerheit und erliegt dem Zauber seiner Worte - auch wenn der nicht mehr ganz so magisch ist wie zu Beginn des Wahlkampfs.

Fügt sich ein. David Mendell verfolgt für die "Chicago Tribune" seit zehn Jahren Obamas Karriere, kennt auch verborgene Seiten, auch dessen "herrische, selbstgerechte Art". Aber er weiß auch: "In welches Milieu Obama auch immer tritt - eine Kirche, das Plenum des Senats oder ein Farmhaus - er fügt sich in die Atmosphäre, als habe er sein Leben lang dort verbracht."