Ab kommendem Dienstag verhandeln SPÖ und ÖVP offiziell über die Bildung einer neuen Bundesregierung. Die Besetzung der Verhandlungsteams verrät aber bereits einiges darüber, in welche Richtung die Reise geht. Bemerkenswert an der ÖVP-Mannschaft unter Obmann Josef Pröll ist, dass jeder Zweite als Vertrauter von dessen Vorvorgänger Wolfgang Schüssel gilt: Finanzminister Wilhelm Molterer, Außenministerin Ursula Plassnik, Innenministerin Maria Fekter und Beamtengewerkschafter Fritz Neugebauer. Letzterer hat in der abgelaufenen Legislaturperiode die Einführung der Gesamtschule verhindert. Er wird freilich nicht dieses Thema betreuen, sondern Gesundheit und Soziales. Für die Bildung vom Kindergarten bis zur Uni ist Wissenschaftsminister Johannes Hahn zuständig.

Keine Vorentscheidung. Dass Schüssels Partie weiter mitmischt, sei nicht als Vorentscheidung darüber zu werten, wer wieder mit einem Amt betraut wird, heißt es in der ÖVP. Pröll könne einfach nicht auf die Expertise der Politprofis verzichten. Wie leicht unerfahrene Verhandler über den Tisch gezogen werden, zeigte sich beim letzten Mal, als der damalige SPÖ-Chef Alfred Gusenbauer die Wahl knapp gewann und bei den die Verhandlungen sein letztes Hemd verlor.

Chancen für Marek. Christine Marek werden trotzdem gute Chancen zugeschrieben. In den letzten zwei Jahren diente sie als Staatssekretärin im Wirtschaftsministerium. Dort wird sie nach ÖVP-Logik nicht zur Ministerin aufsteigen, da sie aus der Arbeitnehmervertretung kommt. Marek wäre auch für das Familienressort qualifiziert - jener Bereich, den sie nun bei den Verhandlungen verantwortet.

Nagl verzichtet freiwillig. Der Grazer Bürgermeister Siegfried Nagl hat das Angebot Prölls, mitzuarbeiten, hingegen abgelehnt. Denn die steirische Landesgruppe ist gegen eine rot-schwarze Koalition. Wer nicht mitverhandelt, ist auch nicht für das Ergebnis verantwortlich und kann es später gegebenenfalls leichter kritisieren. Die bessere Position für einen beliebten Lokalpolitiker, der sein Karriereziel sicher noch nicht erreicht hat.

Auf der roten Seite des grünen Tisches wird Klubobmann Josef Cap fehlen. Die SPÖ verbreitet dafür folgende Begründung: Cap habe freiwillig verzichtet, um es Pröll leichter zu machen, sein schwarzes Pendant, den in der SPÖ ungeliebten Schüssel, von den Verhandlungen fern zu halten. SPÖ-Chef Werner Faymann habe Cap aber versprochen, dass dieser weiter den Parlamentsklub leiten werde.

Feilschen ums Geld. Dafür wird Finanzstaatssekretär Christoph Matznetter ums Geld feilschen. Für den Gusenbauer-Mann gilt dasselbe wie für sein schwarzes Gegenüber Molterer: Es gibt keinen in der Partei, der sich besser auskennt.