Der ÖVP bekommt ihre Rolle als Juniorpartner der SPÖ nicht. Bei der Nationalratswahl zu Herbstbeginn ist sie vom Dritten Lager vom zweiten Platz verdrängt worden. Die SPÖ hatte sich schon davor darauf festgelegt, keinesfalls mit den Rechten zu koalieren. Die Grünen sind zu klein, um alleine einer anderen Partei die Mehrheit zu verschaffen. Die ÖVP-Bundesspitze könnte mit Jörg Haider und der FPÖ, die enttäuschten Funktionäre in den Ländern aber haben bereits "die Weichen auf Opposition" gestellt.

So war es 1999. Bundespräsident Thomas Klestil verordnete "Sondierungsgespräche", um die ÖVP durch die Hintertür an den Verhandlungstisch mit der SPÖ zu bringen. ÖVP-Obmann Wolfgang Schüssel erfand flugs "Zukunftsgespräche", die er parallel dazu mit den anderen Parteichefs zu führen gedachte.

Lage ähnlich. Heute ist die Lange ähnlich. Am Mittwoch hat Klestils Nachfolger, Heinz Fischer, SPÖ-Chef Werner Faymann den Auftrag zur Regierungsbildung erteilt. Und auch der neue ÖVP-Chef, Josef Pröll, lässt sich bitten. Nächste Woche treffen sich auf seinen Vorschlag erst einmal die Vorsitzenden aller Parlamentsparteien zu einem unverbindlichen "Österreich-Gespräch". Denn das Spiel beginnt nicht erst, wenn einander zwei Parteien im Kanzleramt oder im Parlament gegenüber sitzen, an einem Tisch, bezogen mit grünem Filz. In der Aufwärmphase werden bereits entscheidende Punkte gemacht - oder der Gegner nervös.

Menschliche Annäherung. Früher oder später wird die ÖVP dann aber doch in echte Verhandlungen mit der SPÖ einsteigen - sei es, um wieder zusammen zu arbeiten oder auch nur, um zu beweisen, dass es nicht mehr geht. Der offizielle Teil beginnt freundlich. Diese Phase der menschlichen Annäherung ist eine Domäne der ÖVP. 2003, als die Bürgerlichen die Grünen in oberösterreichische Landesregierung holten, ließen sie bei langen Sitzungen Vegetarisches anstelle der üblichen Würstel kommen. Die Toilette in der ÖVP-Zentrale in Linz wurde über Nacht umgebaut, nachdem sich herausgestellt hatte, dass diese für den Rollstuhl eines grünen Verhandlers zu klein war.

Mühen. Es folgen die Mühen der Ebene. Während Faymann davon träumt, Weihnachten als Kanzler zu feiern, wird Pröll so lange auf Zeit spielen, wie seine Funktionäre brauchen, sich von der Niederlage zu erholen. Grund, ungeduldig zu werden, gibt es aber noch keinen. ÖVP-Kanzler