Die Bekanntgabe des Namens Martti Ahtisaari Freitagvormittag durch Ole Mjos, den Vorsitzenden des Nobelkomitees in Oslo, löste zunächst keine Freude aus. Zu sicher hatte man damit gerechnet, dass der in China inhaftierte Dissident Hu Jia mit der Auszeichnung bedacht würde. Hu Jia Name hatte nämlich am Donnerstagabend in politischen Zirkeln die Runde gemacht. So wie Tags zuvor auch der Name Jean-Marie Gustave Le Clezio kolportiert worden war, der dann tatsächlich den Literaturnobelpreis zugesprochen bekommen hatte. Offenbar hat die Indiskretion aber nur einmal funktioniert.

Drohungen wirkungsvoll? Auf jeden Fall aber musste sich Ole Mjos die Fragen gefallen lassen, ob das Komitee nicht vor den Drohungen der chinesischen Regierung in die Knie gegangen sei, nur ja keinen Dissidenten auszuzeichnen. Ob die harschen Worte Pekings bei der Entscheidung eine Rolle gespielt hat, wird das fünfköpfige Komitee vermutlich für sich behalten.

Einsatz für den Frieden. Martti Ahtisaari also. Und das, weil er "sein gesamtes Leben als Erwachsener für Frieden und Versöhnung eingesetzt" hat, wie es in der Begründung des Preises heißt.

Wichtigste Leistung. In einer ersten Stellungnahme sah der Geehrte selbst seinen Beitrag zur Unabhängigkeit Namibias als seine "wichtigste diplomatische Leistung" an. Ehe Namibia 1990 politisch selbstständig wurde, kam es in den 70er und 80er Jahren zu einem erbitterten Guerilla-Krieg. Die SWAPO führte von Mosambik und Sambia aus Angriffe gegen die südafrikanischen Streitkräfte durch. Südafrika wurde dabei vom Westen, die SWAPO vom Ostblock unterstützt.

UN-Beauftragter für Namibia. Ahtisaari war zwischen 1977 und 1981, als Kurt Waldheim UNO-Generalsekretär war, UN-Beauftragter für Namibia. Als Kuba 1988 endlich bereit war, seine 30.000 in Mosambik stationierten Soldaten abzuziehen, zog sich auch Südafrika aus Namibia zurück. Ab 1989 leitete Ahtisaari die United Nations Transition Assistance Group (UNTAG), die den Unabhängigkeitsprozess überwachte. 13 Jahre lang begleitete der Finne somit die einstige Krisenregion Namibias. Erfolgreich war Ahtisaari auch als Leiter der internationalen Arbeitsgruppe für Bosnien-Herzegowina und als UN-Sondergesandter für Ex--Jugoslawien und den Kosovo.

Leiter der "Drei Weisen" In Österreich wurde Ahtisaari zum Begriff als ihn die EU-14 zum Leiter der "Drei Weisen" machten, die die politische Lage in Österreich nach der Bildung der schwarz-blauen Koalition ausleuchten sollten. Eine Zeit, in der der damalige Bundeskanzler Wolfgang Schüssel oft mit Ahtisaari zusammengetroffen ist und ihn als einen "klugen und umsichtigen Mann kennen gelernt hat, der den EU-14 einen Ausweg aus der selbst aufgestellten Sanktionsfalle gewiesen hat."