Die Verlierer vom Sonntag, die Obmänner von SPÖ, ÖVP und Grünen, erweisen sich als Gentlemen. Sie halten sich an den alten Grundsatz der Seefahrer: Im Notfall gehen Frauen und Junge als Erste von Bord. Das rettet diesen freilich nicht das politische Leben, sondern könnte es beenden. Die Nationalratsklubs laufen Gefahr, ihre wichtigsten Frauenpolitikerinnen zu verlieren. Und von den Jungen, mit denen im Wahlkampf geworben wurde, haben nur wenige ihr Mandat sicher.

Anecken. Bei Feministinnen gehört Anecken zum Berufsrisiko. Die Grünen ließen ihre Frauensprecherin Brigid Weinzinger erst gar nicht mehr kandidieren. Die ÖVP setzte die frühere Frauenministerin Maria Rauch-Kallat auf ein Kampfmandat. Die schwarze Frauensprecherin hofft nun darauf, dass möglichst viele, die vor ihr auf der Bundesliste gereiht sind, via Landesliste in den Nationalrat kommen. SPÖ-Bundesfrauensekretärin Bettina Stadlbauer hat ebenfalls kein fixes Mandat. "Angesichts der Stärkung der rechten Parteien, braucht es in allen anderen Fraktionen engagierte Frauenpolitikerinnen", sagt sie: "Nur so können wir den Backlash, den Rückschritt verhindern."

Bures. Aber auch für Frauen ohne feministisches Engagement wird es nach Wahlniederlagen eng. Nur die Grünen kommen wieder auf mehr weibliche denn männliche Abgeordnete. Die roten Frauen hoffen auf Doris Bures, ebenfalls eine ehemalige Frauenministerin, die nun als Bundesgeschäftsführerin mit den Landesgruppen um die Mandate feilscht. Rauch-Kallat und ihre schwarzen Freundinnen "sind schon froh, wenn wir das im Parteistatut verankerte Drittel erreichen. Viele starke Frauen sind wichtig in einer Partei, die für sich in Anspruch nimmt, zukunftsorientiert neue Politik zu machen".

Nur drei bis 30 Jahre fix. Blaue und orange Politikerinnen lehnen Quoten hingegen ab. Das Ergebnis: Obwohl beide Parteien einen Erdrutschsieg gefeiert haben, wird im künftigen FPÖ-Klub nur auf jedem fünften Sessel eine Frau sitzen, beim BZÖ gar nur auf jedem zehnten. Die zweite Gruppe, die bei Niederlagen durch die Finger schaut, sind die Jungen. Nur drei Kandidaten, die 1978 oder später auf die Welt gekommen sind, dürfen sich über ein sicheres Mandat freuen. Von der SPÖ bleibt die 27-jährige Wienerin Laura Rudas,. Elisabeth Hackl, kommt neu dazu. Sonja Steßl-Mühlbacher, wie Hackel eine 30-jährige Steirerin, darf sich Hoffungen machen, wenn Heidrun Silhavy wieder Ministerin wird.

Nachwuchs. Bei der ÖVP hat der Nachwuchs noch gar kein fixes Ticket ins Hohe Haus ergattert. Die 27-jährige Burgenländerin Silvia Fuhrmann, Obfrau der Jungen ÖVP, rückt nach, wenn die Volkspartei wieder in die Regierung kommt oder einer aus der alten Riege geht. Der gleichaltrige Steirer Jochen Pack behält sein Mandat nur, wenn Reinhold Lopatka wieder in die Regierung aufsteigt. Der Sportstaatssekretär hat freilich auch keinen sichern Platz im Team der neuen ÖVP-Chefs Josef Pröll. Fuhrmanns Appell: "Das Parlament bildet die Bevölkerung ab. Es darf nicht sein, dass die Jungen draußen vor der Tür stehen." Trotzdem plädiert Fuhrmann vehement gegen Rot-Schwarz, "auch wenn das unsere Chancen schmälert." Die jüngste grüne Nationalrätin wird die 31-jährige Niederösterreicherin Tanja Windbüchler-Souschill sein. Bisher gab Justizsprecher Albert Steinhauser mit 37 den grünen Benjamin. Manche bangen um ihren Job, andere haben zu viele: Dem 27-jährigen Kärntner Stefan Petzner steht als Nummer zwei der BZÖ-Bundesliste ein Mandat zu. Er hat sich noch nicht entschieden, ob er es annimmt. Schließlich ist er auch Landeshauptmann-Pressesprecher, Generalsekretär und stellvertretender Parteichef.