Darf man gratulieren?
WERNER FAYMANN: Zur Hälfte ja, für den ersten Platz.

Sie sind Wahlsieger, aber sind Sie auch der nächste Kanzler?
FAYMANN: Das werden die Verhandlungen zeigen. Wenn das Endergebnis so bleibt, gehe ich davon aus, dass der Bundespräsident mir den Auftrag zu Regierungsverhandlungen erteilt. Dann liegt es an mir, dass in den Verhandlungen auch etwas herauskommt. Ich werde mich anstrengen.

Sie hoffen, dass Molterer von Josef Pröll abgelöst wird?
FAYMANN: Das habe ich schon oft gesagt. Jetzt ist vielleicht nicht der richtige Zeitpunkt, das zu wiederholen. Das muss die ÖVP intern ausdiskutieren.

Haben Sie mit Pröll schon Kontakt aufgenommen?
FAYMANN: Nein, habe ich nicht.

Was macht Sie so sicher, dass die ÖVP zu einer großen Koalition bereit ist? Einige meinen, die ÖVP sollte sich in der Opposition regenerieren. Andere sprechen sich für eine rechte Koalition aus.
FAYMANN: Wolfgang Schüssel hat das ja schon einmal gemacht. Die ÖVP hat eine rechte Koalition nie ausgeschlossen. Das ist der Unterschied zu uns. Wir machen keine Koalition, weder mit der FPÖ noch mit dem BZÖ.

Auch keine Minderheitsregierung?
FAYMANN: Eine Minderheitsregierung strebt man nicht an. Das geschieht dann, wenn keine anderen Konstellationen zustande kommen. Was ich anstrebe, ist eine Zusammenarbeit auf breiter Basis. SPÖ und ÖVP sollten aus dem Wahlresultat die richtigen Lehren ziehen und rasche Verhandlungen führen. Dann sieht der Bürger, dass wir die Botschaft verstanden haben. Das wäre der beste Beginn für einen Neustart.

Und wenn sich die ÖVP verweigert?
FAYMANN: Das werde ich dann öffentlich sagen.

Was sagen Sie zum Vormarsch von BZÖ und FPÖ?
FAYMANN: Wenn sich zwei streiten, freut sich der Dritte.

Ist das Ergebnis nicht ein Denkzettel für eine große Koalition?
FAYMANN: Meine große Koalition sieht anders aus als die bisherige. Wenn nur der geringste Verdacht besteht, dass es eine Neuauflage dieser Streitereien ist, dann bin ich nicht dabei.

Was heißt das?
FAYMANN: Dann werde ich nicht so etwas abschließen. Von der ersten Minute an müssen wir vom Stil über die Abwicklung bis hin zur Darstellung der Regierungsarbeit dem Bürger beweisen, dass wir zum Arbeiten gewählt wurden - und nicht zum ewigen Streiten.