Wenn am Sonntag kurz nach 17 Uhr die bunten Säulen auf den Bildschirmen in die Höhe wachsen, wenn die mit Spannung erwartete erste Hochrechnung angestellt wird, dann könnte das Ergebnis überraschend sein: nämlich nicht eindeutig. Alle Umfragen zufolgen war die ÖVP der SPÖ bis zuletzt dicht auf den Fersen. Der Prozentsatz des LIF wird schwer hochzurechnen sein, mangels Vergleichsdaten von der letzen Wahl, bei der die Partei nicht eigenständig angetreten ist. Dazu kommt, dass die meisten Liberalen in Wien wohnen, wo die Wahllokale erst um 17 Uhr schließen, die Stimmen also erst danach ausgezählt werden. Außerdem sind andere lokale Phänomene wie die Stärke des BZÖ in Kärnten und die Schwäche Fritz Dinkhausers außerhalb Tirols schwer einzuschätzen.

Wahlkarten entscheidend? Es könnte aber passieren, dass sich die Nebel auch im Verlauf des Abends nicht lichten. Und, dass selbst das vorläufige Endergebnis, dass Innenministerin Maria Fekter gegen 20.00 Uhr verkündet, keinen eindeutigen Sieger ausweist. Es sind mehr als 500.000 Wahlkarten ausgestellt worden, um rund ein Viertel mehr als bei der letzten Nationalratswahl. Und, wer von der neuen Möglichkeit der Briefwahl im Inland Gebrauch macht, der muss zwar am Sonntag bis 17 Uhr sein Kreuz machen, die Stimme muss aber erst bis zum 6. Oktober, 14 Uhr per Post bei der zuständigen Wahlbehörde eingetroffen sein. Das Meinungsforschungsinstitut Sora, das für den ORF die Hochrechnungen macht, wird jedoch erstmals versuchen, eine Briefwahlprognose anzustellen.

Frauen und Pensionisten. 6.329.568 Österreicher sind aufgerufen, die 183 Nationalratsmandate neu zu verteilen. Die bedeutensten Wählergruppen sind die Frauen, die Pensionisten und die Niederösterreicher. Es sind um 270.000 mehr Wählerinnen als Wähler zugelassen. Die Frauen standen in der Vergangenheit tendenziell links von den Männern. In den letzten Wochen wurden jedoch Umfragen veröffentlicht, wonach die ÖVP erstmals mehr Frauen für sich gewinnen könnte als die SPÖ.

Pensionisten. Jeder dritte Stimmberechtigte ist bereits in Pension. Bei dieser Gruppe führen die Roten. Alle Parteien haben aber versucht, einander bei den Wahlzuckerln für Senioren zu übertreffen.

Niederösterreich mit meisten Wählern. Das Bundesland mit den meisten Wahlberechtigten, 1.257.991, ist Niederösterreich. Dort stellt die ÖVP den Landeshauptmann, bei Nationalratswahlen hat die SPÖ in der Vergangenheit aber auch schon den ersten Platz ergattert.

Jungwähler. Spannend wird, wie sich die Jungwähler verhalten. 93.000 16- und 17-Jährige dürfen über die Zukunft der Republik mitentscheiden - eine Premiere in Europa. Meinungsforscher sagen, die Jugendlichen seien weder politikverdrossener noch engagierter als ihre Eltern. Sie sind ganz normale Bürger.