Das Luxushotel Marriott in Islamabad galt als Hochsicherheitszone - so sicher wie das nahe Parlament, die Ministerresidenzen oder die Enklave der Diplomaten. Am Samstagabend durchbrach ein mit Sprengstoff beladener Kleinlaster die Sperrungen (wir berichteten). Eine Selbstmordzündung durch Terroristen, laut Regierung der Al Kaida, riss mindestens 52 Menschen in den Tod. Unter den 250 Verletzten sind Deutsche, Briten, Araber und andere Ausländer. Auch Tschechiens Botschafter Ivo Zdarek kam ums Leben.

Das Hotel brannte aus. Wo der Laster explodierte, klaffte ein zehn Meter breiter Krater und Rettungskräfte bargen immer neue Leichen. Der Anschlag gegen das US-Hotel, der eine Vergeltungsaktion gegen US-Militärschläge im paschtunischen Grenzgürtel sein könne, ist einer ins Herz Pakistans. Doch für Islamisten symbolisiert das Luxushotel einen größeren Feind als nur Nähe zur Macht: Verwestlichung und moralische Dekadenz - eine Lasterhöhle: Am Pool räkelten sich Ausländerinnen im Bikini. Die Bar servierte Alkohol, Muslime tanzten zu westlicher Musik.

In der Pflicht der USA. Stunden vor dem Anschlag hatte der neue Präsident Ali Asif Zardari in seiner Antrittsrede die Nation auf Härte gegen Islamisten eingeschworen. Und er stellte klar: Er hält zu den USA. Dabei steht er unter Druck, den US-Militärschlägen gegen Taliban-Unterschlüpfe auf pakistanischem Gebiet Einhalt zu bieten. Zardari verurteilte das Blutbad als "wucherndes Krebsgeschwür". Doch nichts deutet auf einen Bruch mit den USA hin. Das Bündnis hatte Zardari schließlich die Rückkehr aus dem Exil erlaubt. Die Amerikaner fädelten Gespräche zwischen dem damaligen Führer Pervez Musharraf und Zardaris später ermordeten Frau Benazir Bhutto ein. Zardari bleibt den USA verpflichtet.

Ein Triumphzug des Chaos. Für die stolzen Paschtunen markiert die Zerstörung des Marriott einen Triumph. Das Hotel war ein Refugium von Pakistans Elite, Diplomaten und besseren Ausländern. Am Tag nach Pakistans 9/11 erinnerte man sich in Islamabad an die naive Hoffnung, dass ausgerechnet dieses Inbild westlicher Kultur vom Zorn der Islamisten verschont bleiben könnte.