Als wäre die Wahl nicht Qual genug, muss man sich auch noch damit auseinander setzen, was mit der Stimme nach dem 28. September passiert. Wobei die Möglichkeiten für taktisches Wählen begrenzt sind. Die aktuellen Umfragedaten lassen nur zwei Schlüsse zu: Entweder kommen SPÖ und ÖVP wieder zusammen. Oder die Freiheitlichen regieren mit.

Keine Mehrheit. Alle anderen Kombinationen haben keine Mehrheit im Parlament. Außer das LIF, dem die Umfragen vier Prozent ausweisen, nimmt die Hürde doch nicht. Dann könnten - je nachdem, wie viele Stimmen alle Kleinparteien, die es nicht schaffen, zusammen auf sich vereinigen - 46 Prozent der Stimmen für mehr als die Hälfte der Mandate genügen.

Gräuel. Soweit die Zahlenspiele. Es sind aber vor allem die verbalen Festlegungen, mit denen sich die Politiker das Leben schwer machen. Grünen wie Liberalen war eine Zusammenarbeit mit Freiheitlichen beider Farben immer schon ein Gräuel. SPÖ und ÖVP haben beide schon mit dem Dritten Lager koaliert. Diesmal schließt SPÖ-Chef Werner Faymann eine Zusammenarbeit mit "dieser Strache-FPÖ" und dem "Haider-BZÖ" aber aus. ÖVP-Obmann Wilhelm Molterer will mit keinem Vizekanzler arbeiten, der sich nicht voll und ganz zur EU bekennt. Außerdem trauen die Blauen ihren ehemaligen Parteifreunden vom BZÖ nicht über den Weg, eine rechte Partei alleine wird aber nicht ausreichen.

Macht winkt. Bliebe also nur eine nicht mehr besonders Große Koalition übrig. Nach der Wahl gilt das, was zuvor gesagt wurde, aber oft nicht mehr unumstößlich. Auch im Jahr 2000 war die FPÖ keine EU-freundliche Partei, die ÖVP hat sich trotzdem mit ihr zusammen getan. Verhandeln die Schwarzen dann mit Blauen und Orangen, wird die SPÖ nervös werden. Die Stimmen, die Heinz Christian Strache und Jörg Haider doch nicht so schlimm finden, könnten lauter werden. Oder, hier ist ebenfalls 2000 ein Beispiel, die FPÖ nominiert jemand anderen als Vizekanzler. Das BZÖ will sich ohnehin längst mit der FPÖ versöhnen. Bei dieser könnte die Bereitschaft steigen, wenn wieder Macht und Posten winken.

In Kreiskys Fußstapfen. Oder eine der beiden Mittelparteien, SPÖ und ÖVP, schafft es, von den anderen mit einem Minderheitskabinett geduldet zu werden, also mit einer Regierung, die über keine Mehrheit im Parlament verfügt. So wie es Kanzler Bruno Kreisky 1970 vormachte. Bloß kam die SPÖ damals auf 48 Prozent der Stimmen.