Ist Mehrwertsteuer-Halbierung eine gute SPÖ-Idee?
MICHAEL WÜGER: Es gäbe sicher sozial Wirksameres, etwa höhere Direktzahlungen für die wirklich Bedürftigsten.

Weil sie Arm und Reich gleich träfe, wie aus der Gießkanne?
WÜGER: Ja, es trifft alle, aber in unterschiedlichem Ausmaß. Das ärmste Drittel gibt mit mehr als 18 Prozent für Lebensmittel fast das Doppelte jener aus, die im obersten Drittel sind. Daher bringt eine halbierte Steuer dem untersten Drittel relativ mehr.

Und der Preis von rund 800 Millionen ist nicht zu hoch?
WÜGER: Wie viel es tatsächlich kosten würde, ist noch nicht klar. Es gibt etliche Betrachtungsweisen. Senke ich nur die Steuer auf Lebensmittel? Oder für alles, das derzeit mit 10 Prozent belastet wird? Das könnte bis zu 2,5 Milliarden kosteten.

Wenn Sie alle Möglichkeiten zur Bekämpfung der Teuerung nach sozialen Kriterien bewerten: Welche Note bekäme die SPÖ-Steueridee auf einer Skala von eins bis fünf?
WÜGER: Einen Einser erhalten höhere Sozialtransfers, die sind am treffsichersten. Note zwei verdiente wohl eine gesenkte Sozialversicherung für Kleinverdiener. Der Steuervorschlag bekommt einen Dreier.

Glauben Sie, dass Handel oder Wirte ihre Preise bei halbierter Steuer überhaupt senken?
WÜGER: Das ist sicher ein gewisses Problem. Aber man kann das schon kontrollieren.

Wer soll das machen?
WÜGER: Es ist wohl schwierig, aufwendig, wäre aber auch etwa über Internet-Plattformen mit einem Preis-Pranger machbar.