Das Potential für kleine und neue Parteien beträgt infolge zahlreicher Proteststimmen in Summe 15 bis 20 Prozent. Um dieses im Wahlkampf auszuschöpfen, braucht man theoretisch bloß drei Dinge: Eine Organisationsstruktur, viel Geld und noch mehr Medienpräsenz.

Zitterpartie. Den Kleinparteien fehlt das erste fast vollkommen, was sich durch manche Zitterpartei beim Sammeln der Unterstützungserklärungen zeigte. Beim zweiten sind sie hoffnungslos im Hintertreffen und mit dem dritten muss alles ausgeglichen werden. Daher wollen neue Parteien ins Parlament einziehen, welche in Wahrheit von - hinsichtlich ihrer politischen Lebensdauer - uralten Akteuren angeführt werden. Fritz Dinkhauser und Heide Schmidt haben als Urgesteine der Politik ein paar Medienauftritte sicher.

Kein Wahlkampfapparat. Das Bürgerforum und das Liberale Forum dagegen haben keinen Wahlkampfapparat mit Funktionären und Mitarbeitern bis zur Bezirksebene. Daher stößt man schon bei banalen Dingen wie der Ausrichtung von Dorfveranstaltungen an Grenzen.

"Bodenkrieg" gewinnt an Bedeutung. Allerdings belegen die Daten der Wahlforschung, dass der "Bodenkrieg" - gemeint sind Direktkontakte mit Wählern im persönlichen Gespräch - gegenüber dem "Luftkrieg" als virtuelle Begegnung in der Medienwelt an Bedeutung gewinnt.

Kleine Spendierhosen. Bei den Werbeaktionen können Dinkhauser, Schmidt & Co das nicht ausgleichen, weil sie finanziell noch schlimmer benachteiligt sind. Die geschätzten Gesamtkosten des Wahlkampfs betragen 50 Millionen Euro plus Dunkelziffer. Den Kleinparteien steht ungefähr der fünfzigste Teil davon zur Verfügung. Nur beim LIF hängt alles von Tycoon Hans-Peter Haselsteiners Spendierhosen ab.

Andere Strategien. Nicht nur wegen ihrer Organisations- und Finanzdefizite müssen Kleinparteien eine andere Strategie fahren. Sie kämpfen um einstellige Prozentzahlen der Wähler. Es wäre Unsinn mit der Schrotflinte durchs Feld zu laufen, um die 90 Prozent-Menge jener Leute anzusprechen, welche nicht im Traum Bürgerforum oder LIF wählen. Doch schafft man es wirklich, mit Dinkhauser-Schmidt-Interviews zehn Prozent zielgerichtet zu erreichen? Beide müssen nehmen, was sich an Gelegenheiten bietet. Mangels ausreichender ORF-Präsenz stürzen sie sich fast auf jeden Journalisten, der am Horizont erblickt wird. Das führt zu Abnützungseffekten und Wiederholungen.

Nur Spitzen sind bekannt. Nur in Tirol konnte Dinkhauser die Agrargemeinschaften langfristig in den Mittelpunkt stellen. Hinzu kommen Schwächen in der Personalisierung ab dem zweiten Listenplatz. Es wurden kaum Regionalgrößen gefunden, welche für jedes Bundesland mediale Selbstläufer sind.