Frau Asanovic-Todorovic, Radovan Karadzic wurde in Serbien gefasst. Sind Sie zufrieden?
ASANOVIC: Ja. Das zeigt, dass Serbien immer für die Kooperation mit dem Haager Tribunal gewesen ist. Das ist unsere internationale Verpflichtung. Wir kennen unseren Auftrag für unsere Zukunft in der Europäischen Union. Serbien kooperiert.

Hat die Festnahme mit dem jüngsten Regierungswechsel zu tun?
ASANOVIC: Serbien hat die ganze Zeit schon nach diesen Leuten gesucht. Es ist gut, dass die neue Regierung jetzt die Gelegenheit hatte, etwas Konkretes zu tun.

War es eine Überraschung, dass Karadzic in Serbien war? In Belgrad wurde immer Gegenteiliges behauptet.
ASANOVIC: Ich persönlich war davon überzeugt, dass er nicht dort ist. Die Suche nach ihm war so intensiv, dass ich nicht gedacht hätte, dass er sich trotzdem verstecken kann. Aber es ist nicht einfach, solche Leute zu finden.

Wird Serbien auch weiterhin die Forderungen des Haager Kriegsverbrechertribunals erfüllen, also auch den General Ratko Mladic fassen?
ASANOVIC: Ja. Wir wissen, dass wir nicht weitergehen können auf unserem Weg mit der EU, ohne zu kooperieren. Wir werden unsere internationale Pflicht erfüllen. Auch wenn wir nicht zufrieden sind mit den jüngsten Freisprüchen für den früheren kosovarischen Premier Ramush Haradinaj und den bosniakischen Ex-Kriegskommandanten von Srebrenica, Naser Oric. Wir sind für eine Individualisierung der Verantwortung für Kriegsverbrechen. Egal, welche Nationalität sie haben, die Leute sollen bestraft werden. Wir schützen niemanden.

Die EU hat immer Druck auf Serbien gemacht, die Kriegsverbrecher zu fassen. Wie ist die Stimmung im Land gegenüber der EU?
ASANOVIC: Nach den Parlamentswahlen wächst der positive Trend in Richtung EU. Doch das Visa-System muss geändert werden. Es trifft vor allem Junge. Es ist schwer zu akzeptieren, dass viele junge Leute noch nie im Ausland waren. Österreich hat das Ganze bereits gelockert.

Welche Erwartungen haben die Serben an die EU?
ASANOVIC: Vor allem im Bereich der Visa erwarten sie positive Veränderungen.