Die Orangen gehen voller Engagement in den Wahlkampf, doch mit wem? Zuletzt gab es Spekulationen, Parteichef Peter Westenthaler würde nicht Spitzenkandidat. Doch ist das wahrscheinlich, weil sich niemand sonst aufdrängt. In fast 1.500 bundesweiten Presseaussendungen vom und über das BZÖ seit März kommen Westenthaler und sein Generalsekretär Gerald Grosz ungefähr 300mal vor. Andere BZÖ-Nationalräte tun das etwa 30mal, haben also ein Zehntel der öffentlichen Aufmerksamkeit.

Minus 71. Westenthaler liegt im jüngsten Politiker-Vertrauensindex mit einem Minus von 71 an letzter Stelle und viel schlechter als sein Intimfeind Heinz-Christian Strache. Dieser Index wird von OGM für die Austria Presse Agentur (APA) erhoben und als Saldo jener Wähler berechnet, die einen politischen Akteur für vertrauenswürdig halten oder nicht. Minus 71 bedeutet, dass 79 Prozent Westenthaler misstrauen und nur 8 Prozent ihm vertrauen.

Prügelvorwürfe und Klagen. Prügelvorwürfe und eine Anklage wegen Falschaussagen nach der wilden Wahlparty 2006 haben Spuren hinterlassen. Westenthalers Beliebtheitstief ist für ihn strategisch dennoch kein Grund zur Sorge. Er kann es ignorieren, weil seine Partei ohnehin kaum mehr als 8 Prozent der Stimmen bekommt. Als Kleinpartei außerhalb Kärntens muss man nicht mehrheitsfähig sein, sondern das Kernklientel mobilisieren.

Lautstärke. Ob 80 oder 90 von 100 Wählern einen BZÖ-Politiker nicht mögen, ist daher nördlich des Packsattels egal. Sie wählen dessen Partei ja sowieso nicht. Wird aus vager Antipathie gegenüber Westenthaler tiefe Abneigung, kostet das keine zusätzliche Stimme. Das klare Ziel des Parteichefs muss es sein, mit größtmöglicher Lautstärke jenen kleineren Teil des Wählermarktes anzusprechen, welcher ihn nicht unmöglich findet.

" Vogelfrei. Zur Ansprache der Getreuen passt es, sich in aktuellen Aussendungen des BZÖ als "vogelfrei", "Opfer eines Vernichtungsfeldzugs" und "widerwärtigen Vernaderungskampagnen ausgesetzt" zu bezeichnen. Im Sommer 2007 hatte Westenthaler mit dem Rückzug aus der Politik geliebäugelt, weil der Stil zu schmutzig und das Branchenimage zu schlecht wären. Das war, als würde sich Mike Tyson über die Brutalität im Boxsport beschweren.

Kunst des Auffallens. Die Kunst des Auffallens um jeden Preis kann dem BZÖ niemand absprechen. Das genügt zum Überspringen der parlamentarischen Mindesthürde von vier Prozent. Das BZÖ wird mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit im nächsten Nationalrat vertreten sein. Das hat nichts mit Westenthaler, ein bisschen mit dem gestiegenen Protestpotential und viel mit dem Ausbau der BZÖ-Stärke in Kärnten zu tun.

Kärntens Ortstafeln. In Kärnten-Ost mit den Ortstafeln werden Jörg Haiders Jünglinge - Frauen in führenden Rollen gibt es beim BZÖ mit Ausnahme Ursula Haubners in Oberösterreich nicht - ein Grundmandat schaffen. Ungefähr 25.000 bzw. ein Viertel der Stimmen sind dafür notwendig, 2006 waren es 24.471. Seitdem ist nach den Umfragen sowohl das BZÖ in Kärnten noch beliebter geworden als auch gibt es mit der unbeliebten Bundesregierung einen Wunschgegner. In anderen kärntner Wahlkreisen sind weitere Grundmandate möglich.

Die halbe Miete. Schafft das BZÖ wider Erwarten kein solches, ist ein mit 2006 vergleichbares Kärntner Wahlergebnis schon die halbe Miete. In den übrigen Bundesländern reichen weniger als zwei Prozent aller Stimmen, um in Summe knapp über vier zu liegen. Da kann das BZÖ mit der Medienpräsenz einer im Nationalrat vertretenen Partei nicht scheitern. Für Quereinsteiger der Marke Dinkhauser ist es schwieriger, weil sie in den ORF-Fernsehdiskussionen nicht vertreten sind.