Monatelang hieß es in der SPÖ, eine Doppelspitze sei eine falsche Konstruktion. Jetzt gibt es sie. Was ist da falsch gelaufen?
BARBARA PRAMMER: Die Doppelspitze ist der Vorschlag des Nochparteivorsitzenden Alfred Gusenbauer. Ich denke, es ist legitim und fair, dem Ganzen eine Chance zu geben. Wichtig wird sein, dass die zwei gut miteinander können.

In Deutschland hat es nicht wirklich funktioniert.
PRAMMER: Es gibt auch Situationen, wo es keine Doppelspitze gibt und es nicht funktioniert. Warten wir einmal ab.

Gusenbauer behauptet, er ist der nächste Kanzlerkandidat.
PRAMMER: Das kann durchaus sein. Nur entscheidet das der Parteirat, nicht das Präsidium.

Wird es beim nächsten Präsidium am 7. Juli noch die eine oder andere personelle Überraschung geben?
PRAMMER: Ich bin ganz sicher, dass keine Veränderung vorgenommen wird. Wir werden da eher den Parteitag vorbesprechen. Von diesem muss ein Signal der Erneuerung ausgehen. Der Parteitag bietet auch die Gelegenheit zu einer Diskussion über unsere Programmatik und darüber, was in einer Koalition auch möglich ist.

Der Spagat zwischen Traum und Wirklichkeit . . .
PRAMMER: Es ist wichtig, das Machbare im Auge zu behalten. Es hilft mir ja nichts, Wünsche zu formulieren und Visionen zu entwickeln, wenn ich genau weiß, dass wir das in den nächsten 20, 30 Jahren nicht realisieren können. Außerdem: Nicht jede schwierige Situation, in der wir uns befinden, ist hausgemacht. Denken Sie an die Teuerung. Wir müssen in der SPÖ auch internationaler denken.

Dennoch wird die fehlende soziale Handschrift eingemahnt.
PRAMMER: Wir können in manchen Fragen nicht mehr die Antworten aus den achtziger Jahren geben. Wir leben in einer sehr globalen Welt. Ich verlange schon von den Funktionären, dass man sich mit den geänderten Rahmenbedingungen auseinander setzt.

Hat es mit dem Rückzug des Staates zu tun?
PRAMMER: Wir haben Entscheidungen abgegeben. Oft fehlt uns der Mut, das auch offen anzusprechen. Das heißt nicht, dass wir nichts mehr zu sagen haben. Dann wird in Brüssel entschieden. Deshalb ist es nicht egal, wer in der Kommission sitzt und wie die EU-Wahl ausgeht.

Hält die Koalition?
PRAMMER: Neuwahlen sind nicht sinnvoll, weil die Situation nach den Wahlen nicht viel anders wäre als vorher.