Herr Landeshauptmann, die Wickel in der SPÖ gehen weiter, bei der ÖVP gibt es immer mehr Stimmen für Neuwahlen. Wann wird im Bund gewählt?
FRANZ VOVES: Ich gehe davon aus, dass diese Legislaturperiode bis 2010 dauern wird. Ich sehe keinen Grund für Neuwahlen, nur weil sich die SPÖ mit einem geschäftsführenden Parteiobmann klarer positioniert.

Sind die Umfragewerte für die SPÖ so schlecht, dass sie sich vor Neuwahlen fürchtet?
VOVES: Bei der letzten OGM-Umfrage steht es 33 zu 33.

Andere Umfrage sehen die SPÖ bereits unter 30 Prozent.
VOVES: Ja, ja. Ich war einen Tag vor meiner Wahl drei Prozent hinter der ÖVP, am Wahltag drei Prozent vorne. Derzeit ist es für keine der beiden Großparteien ideal, Neuwahlen herbeizuführen. Dazu kommt, was sich jetzt, nach der Entscheidung für Werner Faymann, getan hat: Große Begeisterung, viel Zuspruch von den Funktionären und Motivation für die gesamte Partei. Da ist viel Kraft eingekehrt, wir werden sehr rasch wieder gut dastehen.

Aber Sie wollen nicht bestreiten, dass die Mehrheit Ihrer Funktionäre die Doppellösung an der Parteispitze nicht für tragfähig hält.
VOVES: Ich streite nicht ab, dass es an der Basis sehr kritische Worte gab und gibt. Aber das Präsidium hat das jetzt akzeptiert, weil wir sehen, dass wir einen tollen neuen Vorsitzenden haben, der unsere Unterstützung braucht. Es obliegt ausschließlich ihm, wie er die Kooperation mit dem Bundeskanzler lebt oder nicht lebt.

Wie lange soll also die Doppelführung noch weiterlaufen?
VOVES: So lange, bis diese beiden Herren zu einer anderen Lösung kommen. Von den diversen Kommentaren aus allen Landesorganisationen, halte ich überhaupt nichts. Es ist ausschließlich Aufgabe unseres neuen Parteichefs, das mit dem Kanzler zu leben: Der eine positioniert sich für die Partei in den wichtigsten Fragen ganz klar. Und der andere ist Kanzler und muss federführend die Regierungsarbeit leisten.

Muss nicht irgendwann ein Schlussstrich unter diese Doppellösung gesetzt werden, etwa bei der Präsidiumssitzung am 7. Juli?
VOVES: Ich halte diese Fristsetzung, die vom Kollegen Haider aus Oberösterreich kommt für äußerst unglücklich. Solche Entscheidungen können nur im Gesprächen zwischen zwei, drei Leuten gefällt werden. Aber sicher nicht über öffentliche Diskussionen mit Fristsetzungen. Das weitere Ergebnis hängt ganz stark davon ab, wie der Bundeskanzler seine weitere Rolle sieht.

Helfen Sie uns: Die Partei, namentlich Parteichef Faymann, artikuliert einen politischen Willen. Gusenbauer wird mit der Durchsetzung in der Regierung beauftragt, aber die ÖVP spielt nicht mit. Was ist das Gute an der neuen Lösung für die SPÖ?
VOVES: Vielleicht habe ich mich zu wenig klar ausgedrückt: Wir haben in den neuen Vorsitzenden großes Vertrauen. Niemand anderer hat Termine und Ziele zu nennen. Vor allem auch, wenn man die Statuten kennt und weiß, wer einen Bundeskanzler abberufen kann und wer nicht. Deshalb muss man den reifen Weg wählen und nicht den unreifen über irgendwelche Zurufe.