Als einziger Kandidat kann man leicht lustig sein. "Ist der Stimmzettel klar? Man kreuzt Ja an oder Nein", erklärt Grünen-Chef Alexander Van der Bellen seinem Parteitag: "Gibt es irgendwelche Zusatzanträge? Soll die Funktionsperiode auf drei Monate beschränkt werden? Oder drei Monate und einen Tag?

In der Krise. Vor elf Jahren steckten die Ökos in der Krise, waren bei der vorangegangenen Wahl gerade noch im Parlament geblieben. In der Not machten sie Ende 1997 den schrulligen Wirtschaftsprofessor zu ihrem Chef. Gestern bestellten 81 Prozent der Delegierten zum Bundeskongress in Tirol Van der Bellen zum sechsten Mal. So schlecht hat er zwar noch nie abgeschnitten, dafür kennt die Zweite Republik nur mehr einen Parteiivorsitzenden, der länger im Amt war: Bruno Kreisky.

Kein Ende in Sicht. Und es ist kein Ende in Sicht. Die nächste Wahl möchte Van der Bellen noch bestreiten, schaffen es die Grünen dann in die Regierung, würde er diesen Erfolg wohl auskosten wollen. Einzig der linke Flügel der Wiener Landesgruppe rüttelt am Denkmal: "Der amerikanische Präsident darf acht, der österreichische 12 Jahre im Amt bleiben. Länger muss auch ein Bundessprecher nicht amtieren", findet Gemeinderat Martin Margulies. Demnach blieben Van der Bellen noch eineinhalb grüne Jahre. Allein: Was wären die Grünen ohne ihn?

Zusammenhalt. "Ärmer!", antwortet der Tiroler Landeschef, Georg Willi. Van der Bellen bändige "die vielen starken Persönlichkeiten und das nicht so zurückhaltend wie viele meinen, im richtigen Moment zieht er die Zügel schon an." Er sei die Klammer, die Stadt- und Landgrüne zusammenhalte. Und jene, die Alt- und Jungwähler zusammenhält. Van der Bellen ist immer noch beliebt. "Seine Werte sind nicht mehr so überirdisch wie vor der Wahl 2002", analysiert Christoph Hofinger vom Meinungsforschungsinstitut Sora, "aber er wirkt noch immer sehr breit, nicht nur auf Grün-Wähler, nicht nur auf die Bildungsschicht. Er stößt auch weit in rote und schwarze Gefilde vor.