Hillary Clinton sprühte förmlich vor Zweckoptimismus. "Es ist ein langer Weg zur Pennsylvania Avenue 1600", rief sie ihren Anhängern auf einer Wahlkampfveranstaltung in Pennsylvania zu. "Und dieser Weg führt geradewegs durch Pennsylvania!" Am Dienstag ging das Wortspiel auf. Clintons Ziel, das Weiße Haus, liegt an der Washingtoner Pennsylvania Avenue und die Vorwahl im Bundesstaat Pennsylvania galt politischen Beobachtern als entscheidend für Clintons Kampagne. Nun kann sie erst einmal aufatmen: Mit 55 zu 45 Prozent der Stimmen schlug Clinton ihren Konkurrenten Barack Obama deutlich.

Gesamtwertung. Diese Deutlichkeit war auch nötig. Zwar hat Clinton nun 80 Delegiertenstimmen für den Nominierungsparteitag der Demokraten im Sommer hinzugewonnen - Obama sicherte sich 68 - doch in der Gesamtwertung liegt sie nach wie vor hinten. Wichtig war ein Sieg allein schon, um den Forderungen aus den Reihen der eigenen Partei etwas entgegenzusetzen, sie solle doch Obama das Feld überlassen. Wichtig war ihr Sieg in Pennsylvania aber auch, weil sich das demokratische Wählerreservoir dort vor allem aus Weißen der Arbeiterklasse zusammensetzt. Und diese Menschen hat sie größtenteils überzeugt: Laut Umfrage gaben Clinton zwei Drittel der weißen Demokraten mit einem Jahreseinkommen von weniger als 50.000 Dollar ihre Stimmen. Obama erzielte bei ihnen nur eine Zustimmung von 24 Prozent.

Platte Symbolik. Die ehemalige First Lady umwirbt die Arbeiterklasse nicht nur mit Argumenten, auch mit zuweilen etwas platter Symbolik: Bei einem Wahlkampfauftritt im Bundesstaat Indiana trank sie neulich einen Whiskey und kippte dann ein Bier hinterher. Die wortlose Botschaft war klar: "Ich bin eine von Euch!"

Clinton wieder im Rennen. In Pennsylvania hat das funktioniert. Clinton scheint nun wieder im Rennen zu sein. Doch gerade das macht einigen ihrer Parteifreunde große Sorgen. Nun habe sie schließlich weniger Grund, das Handtuch zu werfen, was dazu führen könnte, dass eine Entscheidung erst kurz vor dem Nominierungsparteitag fällt. Und das könnte am Ende dem republikanischen Präsidentschaftskandidaten John McCain zugute kommen. "Das ist genau das, was ich befürchtet habe", sagte der demokratische Gouverneur von Tennessee, Phil Bredesen, mit Blick auf Clintons Sieg. "Die beiden werden sich jetzt weiter gegenseitig zerfleischen."

Geldsorgen. Hillary Clinton hat im Moment andere Sorgen. Ihre größte heißt Geld. Im März hat sie zwar 21 Millionen Dollar für ihre Kampagne gesammelt, dennoch könnte in ihrer Kasse bald Ebbe herrschen. Ob das Geld bis zum 6. Mai reicht, dem Tag der nächsten Vorwahlen, ist fraglich. Obama hat im März das Doppelte eingesammelt. Entsprechend fiel Clintons Siegesrede in Pennsylvania aus. "Ich hoffe, ihr geht auf meine Internetseite und zeigt dort eure Unterstützung." Dort prangt ein großer roter Button mit einem Dollarzeichen und der Aufschrift "Contribute", zu deutsch "Spende".