Ohne die EU würden in Europa mehr Gewalttäter herumlaufen als derzeit. Innenminister Günther Platter enthüllt gegenüber der Kleinen Zeitung die neuesten Kriminaldaten über Fälle, die nur mit Hilfe der EU aufgeklärt worden sind.

Jüngster Fall. Erst dieser Tag wurde der Entführungsfall einer 19-jährigen Rumänin im Oktober 2004 in Frankfurt/Main aufgeklärt. Bei einem DNA-Abgleich zwischen Deutschland und Österreich wurde der Täter gefunden: Er saß wegen Diebstahls in St. Pölten hinter Gittern. Zur Anwendung gelangt ist in diesem konkreten Fall das im so genannten Prümer Vertrag verankerte Abgleichen von DNA-Daten und Fingerabdrücken.

Drei Morde aufgeklärt. Seit 2006 hat Österreich 92.175 Anfragen an die DNA-Datenbanken von Deutschland, Spanien, Belgien, Luxemburg und seit kurzem auch an Slowenien gerichtet. Drei Morde, 32 Raubüberfälle, eine Vergewaltigung, 374 Diebstähle sowie Dutzende andere Delikte konnten aufgeklärt werden. Bei einem ersten Abgleich mit Slowenien konnte bereits elf Einbruchsdiebstähle geklärt werden. Im Mai werden sich auch Frankreich und Belgien in das System einklinken. Mit dem EU-Reformvertrag wird das System auf alle 27 EU-Staaten ausgeweitet.

"Ohne EU nicht mehr vorstellbar". "Ich kann mir eine professionelle Verbrechensbekämpfung ohne die EU nicht mehr vorstellen", erklärt Platter. Beim Abgleichen durchlaufen anonymisierte DNA-Profile die Datenbanken anderer Länder. Auch Fingerabdrücke sowie Tatortspuren können grenzenüberschreitend abgeglichen werden.

Schengen-Verhaftungen. Platter legt im Gespräch erste Daten über die Zusammenarbeit mit den Osteuropäern infolge der - in Österreich kritisch beäugten Schengen-Erweiterung - vor. So wurden in den ersten Monaten bereits 76 Personen aufgrund österreichischer Haftbefehle in den neuen osteuropäischen Schengen-Ländern festgenommen. Durch die Erweiterung sind 3,4 Millionen zusätzliche Fahndungen und 4454 Haftbefehle im Schengen-Computer eingespeist worden.