Auf einmal sind die Bauern schuld am Hunger der Welt und der Biosprit am Klimawandel. Was ist da los, wie soll der Bürger das verstehen?
FRITZ GRILLITSCH: Das ist ein ungeheuerer Versuch, die Bauern als Preistreiber hinzustellen. Das kann man so nicht im Raum stehen lassen. Gerade die österreichische Landwirtschaft stellt schon immer den Menschen in den Mittelpunkt. Wir haben beispielsweise den größten Biobauernanteil Europas und eine umweltgerechte Landwirtschaft, die es so sonst nirgends gibt. Wir lassen uns auch jetzt nicht beirren: Unser Partner ist der Konsument.

Wenn diese Behauptungen nicht stimmen, warum gibt es sie dann? Gibt es irgendwelche Mächte, die ein Interesse daran haben?
GRILLITSCH: Durch weltweite Faktoren wie Dürren und die hohe Nachfrage nach Rohstoffen in Asien haben die Preise angezogen. Das wird vielen nicht passen, insbesondere der Ölwirtschaft nicht. Auch, dass es den Bauern neben der Produktion von Lebensmitteln und Futtermitteln gelingt, Energie zu produzieren. Ich sage ganz offen: Das ist eine unfaire und unlautere Diskussion.

Es heißt, durch die Flächen für Energiegetreide gehe Basis für die Nahrungsproduktion verloren. Das ist doch so?
GRILLITSCH: Wir in Europa verwenden nur 1,5 Prozent der Agrarfläche für Energieproduktion. Gleichzeitig liegen Millionen Hektar in Osteuropa brach, wo nichts angebaut wird. Das heißt, es gibt ein ungeheueres Flächenpotenzial, auch in anderen Kontinenten, so dass die Menschen ausreichend und gerecht versorgt werden können.

Was sagen Sie dazu, dass neben zahlreichen Experten auch die Grünen und die Umweltverbände eine Haltung gegen die Bioenergie einnehmen?
GRILLITSCH: Das ist die Chuzpe überhaupt. Es ist ungeheuer, dass die jetzt sagen, fossile Treibstoffe sind uns lieber als Biosprit. Die sollen sich nie mehr Grüne nennen, denn die einzigen Grünen, die es wirklich gibt in diesem Land, das sind wir, die Bauern, die nachhaltig wirtschaften.

Es sind nicht nur die Grünen, die auf Distanz zum Biosprit gehen. SPÖ-Staatssekretärin Christa Kranzl hat gemeint, es dürfe nicht tabu sein, das Ziel von zehn Prozent Biobeimischung zum Treibstoff in Frage zu stellen. Bedeutet das einen neuen Koalitionskrach?
GRILLITSCH: Da muss ich mich fragen, ob die Frau Staatssekretärin bei der letzten Ministerratssitzung geschlafen hat. Da hat es ein einstimmiges Bekenntnis dazu gegeben, an diesem Ziel der Beimischung festzuhalten. Denn wir können nachweisen, dass diese Beimischung die größten CO2-Ersparnisse gebracht hat, also klimawirksam ist.