Können Sie die große Aufregung, die der Verkauf von gestohlenen LGT-Kundendaten an die deutschen Steuer-Ermittlungsbehörden hervorgerufen hat, nachvollziehen?
ERBPRINZ ALOIS: Das muss man vor dem Hintergrund der damaligen innenpolitischen Situation in Deutschland sehen. Damals haben in Deutschland zwei wichtige Länderwahlen stattgefunden. Das Thema eignete sich für den Wahlkampf.

Es geht aber nicht nur um Deutschland. Auch andere Staaten sagen, dass Liechtenstein mit ihnen in Steuerfragen nicht kooperieren will. Was sagen Sie dazu?
ERBPRINZ ALOIS: Das ist falsch. Wir haben auf diesem Gebiet in den letzten Jahren etliche Schritte gesetzt. So haben wir das EU-Zinsbesteuerungsabkommen mit-unterzeichnet. So wie Österreich und andere EU-Länder überweisen wir jährlich Millionenbeträge an die EU-Staaten aus diesem Abkommen. Im Bereich des Mehrwertsteuer-Betrugs gibt es einen Informationsaustausch und auch das Schengen-Abkommen, das wir im Februar unterzeichnet haben, sieht einen Informationstausch im Bereich der direkten Steuern vor. Das EU-Betrugsabkommen, das wir gerade verhandeln, geht noch weiter. Man kann also sicher nicht sagen, wir sind hier nicht kooperativ. Beim EU-Betrugsabkommen sind wir bei den Verhandlungen in der Endphase. Daher war im Februar die Verärgerung über die Vorwürfe so groß.

Warum steht dann Liechtenstein zusammen mit Monaco und Andorra als einzige europäische Staaten noch immer auf der von der OECD erstellten schwarzen Liste der Steuerparadiese?
ERBPRINZ ALOIS: Auch das EU Zinsertragsbesteuerungsabkommen entspricht nicht den OECD-Standards. Es kommt aber niemand auf die Idee, deswegen die Signatarländer dieses Abkommens auf eine "Schwarze Liste" zu setzen. Ich glaube, eines der Probleme dieser Liste ist der Mangel an einheitlichen Kriterien und die wenig konsequente Überprüfung der Umsetzung dieser Kriterien bei denjenigen, die die OECD-Absichtserklärung unterschrieben haben.

Mit welchen Argumenten wollen Sie von der OECD die Streichung Liechtensteins von dieser Liste erreichen?
ERBPRINZ ALOIS: Wenn wir das EU-Betrugsabkommen und das Schengen-Abkommen umgesetzt haben, unterscheiden sich unsere rechtlichen Rahmenbedingungen nicht von denen einzelner EU-Staaten untereinander. Diese stehen aber nicht auf der Liste. Daher werden wir dann Gespräche mit der OECD über eine Streichung führen.

Fühlen Sie sich ungerecht behandelt in dem Sinne, dass das große Deutschland auf das kleine Liechtenstein losgeht?
ERBPRINZ ALOIS: Ja. Leider werden kleine Staaten oft anders behandelt. Bei großen spielen häufig andere Interessen mit. Es ist wohl auch ein Unterschied, ob man Mitglied der OECD ist oder nicht.