Sie sind der prominenteste und unterhaltsamste Kritiker der italienischen Politik. Waren Sie wählen?
BEPPE GRILLO: Wählen? Nein, ich will nicht für diesen Verbrecherverein der Politik verantwortlich sein. Früher hatte ich immer ein schlechtes Gewissen, nicht zu wählen. Heute bin ich stolz darauf.

Aber viele Anhänger des Kandidaten der Linken, Walter Veltroni, haben die Hoffnung, es könnte sich doch etwas verändern.
GRILLO: Ja, das ist die Philosophie des weniger schlechten, aber das ist genau die Einstellung, die Italien ruiniert hat und zu 1630 Milliarden Euro Schulden, Nullwachstum und Entlassungen geführt hat. Ich akzeptiere das nicht mehr, ich will das bessere. Wer würde sich schon vom weniger schlechten Chirurg operieren lassen? Niemand. Also Basta. Es reicht.

Was denken Sie denn, wenn Sie jetzt Silvio Berlusconi oder Walter Veltroni im Fernsehen sehen?
GRILLO: Wenn ich diesen Betonkopf von Berlusconi sehe, dann sehe ich überall Schimmel, ich sehe ein leeres Theater vor mir, in dem ein Schauspieler singt, aber keiner mehr zuschaut. Ich sehe die Vergangenheit. Berlusconi ist wie Lenin. Ein Leichnam, der noch ein bißchen schön gemacht wird, bevor die Verwandten ihn zum letzten Mal sehen. Aber Veltroni macht mich noch trauriger, weil er so tut, als wäre er jung.

Auf vielen Wahlplakaten wird mit den Worten "jung" oder "neu" geworben. Hat die Politik doch von Ihnen gelernt?
GRILLO: Das sind Slogans. Nachdem ich den Vaffanculo-Day ("Leck mich"-Tag) gegen die Politik gemacht habe, haben mich alle beschimpft als Populisten. Nun machen sie sich meine Ideen zu Eigen, ob bei der Änderung des Wahlrechts oder bei einer Begrenzung der Amtszeiten. Jetzt sagen die Parteien, sie wollen keine Vorbestraften mehr im Parlament haben. Tatsächlich glaube ich, dass es diesmal noch mehr werden, bis zu einhundert Parlamentarier gegen die ermittelt wurde oder wird. Das gibt es in keinem Land der Welt.