Herr Bundeskanzler, wann waren sie zuletzt mit Ihrem Vizekanzler auf ein Bier?
Alfred Gusenbauer: Er war letzte Woche bei mir und hat eine Williamsbirne getrunken.

Was machen Sie, um das Koalitionsklima wieder zu verbessern?
Alfred Gusenbauer: Alles. Nur wir sollten nicht vergessen, dass es um handfeste Sachthemen geht: Wie reagieren wir auf die Teuerung, auf die Eintrübung der Wirtschaft? Es ist bezeichnend, dass meine inhaltlichen Vorschläge binnen zwei Tagen zu einer Neuwahl-Diskussion missbraucht werden.

Wer ist schuld an der Neuwahl-Diskussion?
Alfred Gusenbauer: Viele ÖVP-Vertreter laufen durch die Gegend und sagen, es gibt Neuwahlen.

Spielen Sie uns, bitte, nicht den Naiven vor! Ihr Ansagen in der ORF-Pressestunde waren doch eine bewusste Taktik.
Alfred Gusenbauer: Dieser Einschätzung widerspreche ich vehement: In Wahrheit ist die Zeit für eine Steuersenkung gekommen, weil es ökonomisch dringlich ist.

Ist es nicht die neue SPÖ-Taktik, die ÖVP vor sich her zu treiben? Heute bringt Sozialminister Buchinger die Mindestsicherung in den Ministerrat, obwohl Niederösterreich und Vorarlberg noch nicht zugestimmt haben.
Alfred Gusenbauer: Sieben von neun Bundesländern sind mit dem Projekt Mindestsicherung einverstanden. Nur weil zwei nicht zustimmen, kann die Regierung nicht bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag warten.

Politik lebt nicht nur vom guten Vorschlag, sondern davon, diese auch durchzusetzen.
Alfred Gusenbauer: Sie zeigen Verständnis für eine erpresserische Strategie. Ich akzeptiere das nicht.

Wir merken schon, die Koalitionsdiskussion geht auch Ihnen auf den Keks.
Alfred Gusenbauer: Ich habe keine so wissenschaftliche Ausdrucksweise wie Minister Hahn.