Das unmoralische Angebot kam zu nachtschlafener Stunde. Und einigermaßen überraschend. Hatte man sich die Stunde davor doch angezickt wie eh und je. Sonntag nacht, gegen Ende der Diskussionsendung "Im Zentrum" bot BZÖ-Chef Peter Westenthaler seinem Kontrahenten, Heinz Christian Strache von der FPÖ, dann plötzlich eine stärkere "Kooperation" an. Geht da wieder was im dritten Lager, das vor drei Jahren in eine Klein- und eine Kleinstpartei zerfallen ist? Der Gedanke liegt auf der Hand: Bei der Grazer Gemeinderatswahl wären Blau und Orange gemeinsam auf 15,5 Prozent gekommen und hätten den Grünen den Rang als drittstärkste Kraft abgelaufen.

Noch einmal nachgelegt. Nun legt Westenthaler nach: Er denkt über "Listenbündnisse" nach, sogar auf regionaler Ebene. Denn: "Es darf nicht passieren, dass bei jeder Wahl die Grünen am freiheitlichen Lager vorbeiziehen." Freiheitlich, wohlgemerkt. Strache gibt Westenthaler trotzdem einen Korb. "Ich halte von dieser peinlichen Annäherung nichts", sagt er zur Kleinen Zeitung: "Das BZÖ hat mit dem dritten Lager nichts zu tun." Und überhaupt: "Ich sehe keine inhaltliche Übereinstimmung." Im BZÖ hofft man ohnehin auf eine FPÖ nach Strache. "Es gibt unzufriedene Kräfte in der FPÖ" , sagt der orange Abgeordnete Herbert Scheibner, "Freiheitliche, die sich von der FPÖ nicht trennen wollten, aber jetzt von Strache enttäuscht sind."

Doch sind alles klar? Es gibt zumindest Kräfte in der FPÖ, die eine Annäherung nicht ganz so strikt ablehnen wie Strache. EU-Mandatar Andreas Mölzer findet: "Parteien, die inhaltliche Koinzidenzen haben, sollten in Sachfragen kooperieren, zum Beispiel in Graz." Eine Wiedervereinigung könne aber auch er sich nicht vorstellen. "Gewisse Emotionen kühlen langsam ab", erzählt Mözler, "aber eines werde ich nie vergessen: Sie haben uns auf ihren Schulden sitzen lassen."

Es geht um Kärnten. Die Kärntner FPÖ behauptet hartnäckig, das BZÖ wolle sie ins Boot holen. Hier sind die Orangen viel stärker als die Blauen, Landeshauptmann Jörg Haider könnten die FPÖ-Stimmen bei der Landtagwahl nächstes Jahr am Ende aber fehlen. Der Kärtner FPÖ-Nationalrat Karlheinz Klement sagt: "Die Angebote kommen laufend. Im Sommer sind Stefan Petzner (Vize-BZÖ-Bundeschef, Anm.) und Gerald Grosz (BZÖ-Generalsekretär) persönlich an mich herangetreten. Haider hat sie dann aber wegen Tollpatschigkeit abgezogen." Petzner will davon nichts wissen. Die Debatte erwischt ihn am falschen Fuß, mit Kärnten hat Westenthaler sein Liebeswerben offenbar nicht abgesprochen. Vielleicht war es auch nur das Frühlingswetter in Graz, von wo aus Westenthaler am Sonntag an der ORF-Diskussion teilnahm, vielleicht war ja nur der Föhn, der ihn in Flirtlaune versetzte.