ÖVP-Wissenschaftsminister Johannes Hahn will ab dem Studienjahr 2010/11 eine neue Hürde für Studenten aufstellen: Die Absolvierung eines Bachelor-Grundstudiums soll nicht mehr automatisch zu jedem weiterführenden Master- und dann PhD-Studium (Doktorat) berechtigen. Die Senate, die obersten Gremien an den Universitäten, dürfen dann selbst festlegen, welche "qualitativen" Bedingungen sie an Bewerber stellen. Sie können die Anzahl der Plätze nicht eigenmächtig einschränken, sie können aber von einem Neuling verlangen, dass er zum Beispiel im Grundstudium bestimmte Wahlpflichtfächer absolviert hat. Denn laut Hahn studieren fast alle frisch gebackenen Bachelor sofort weiter, "wir fänden es aber besser, wenn sie zunächst einmal in die berufliche Praxis gehen und sich erst später ihre akademische Zusatzqualifikation holen", sagt Hahn.

Noch lebt die Harmonie. Die SPÖ kann sich vorstellen, vom Absolventen einer Kunstuni, der ein Master in Steuerrecht anstrebt, den Nachweis von Kenntnissen in Buchhaltung zu verlangen, nicht jedoch, dass sich etwa jeder Wirtschaftsstudent schon im zweiten Semester zwischen Personalwesen oder Marketing entscheiden muss. In diesem Punkt ist die Harmonie zwischen Rot und Schwarz aber noch relativ groß. Abgesehen davon lehnt SPÖ-Wissenschaftssprecher Josef Broukal Hahns Entwurf für die Weiterentwicklung des Unigesetzes von 2002, der nicht mit ihm abgesprochen ist, weitgehend ab: "Besser gar kein neues Gesetz als dieses."

Gebühren zum Aussuchen. Hahn will den Unis zudem freistellen, wie hoch die Gebühren sind, die sie von Studenten verlangen, die nicht aus Europa stammen. "Wenn es die russische Oligarchentochter trifft, gerne", sagt Broukal, "aber 80 Prozent des auf diese Art eingenommen Geldes soll die Hochschülerschaft an Studenten aus Ländern der 3. Welt verteilen."

Frage der Fragen. Knackpunkt im neuen Streit in der Regierung ist aber die Frage, wie viel der Mittelbau, also Dozenten und außerordentliche Professoren, und die Betriebsräte an den Hochschulen mitzureden haben sollen. Die SPÖ hat mehr Mitsprache für diese Gruppen im Koalitionspakt festschreiben lassen. Hahn meint nun, "das ist noch nicht ganz ausverhandelt", deshalb finde sich davon in seinem Entwurf "noch nichts". Trotzdem gibt sich Hahn zuversichtlich, dass das Unipaket kommenden Herbst geschnürt und verschickt werde.