Donnerstag, kurz vor 24 Uhr: Slowenische und österreichische Polizisten kontrollieren die letzten Autos, die den Karawankentunnel passieren. Auf slowenischer Seite, in Hrusica, dem ersten Ort gleich nach der Grenze, startet das Schengen-Fest. 300 Leute sind hier, Blaskapelle und Chor sorgen für Musik. Der Bürgermeister von Jesenice, Tomaz Mencinger, hat zum Festakt direkt am Kontrollplatz des ehemaligen Zollplatzes geladen. Freundschaftsverträge werden unterzeichnet: Der Bürgermeister von St. Jakob im Rosental, Johann Obiltschnig, und Villachs Stadtchef Helmut Manzenreiter unterschreiben. Auf österreichischer Seite sitzt für die Grenzpolizeiinspektion Karawankentunnel Polizist Werner Andritsch als Letzter am Kontrollposten. Punkt Mitternacht wird der Verkehr von den slowenischen Behörden auf eine andere Fahrspur gelenkt.

Ortswechsel: Zur selben Zeit in Gorizia (Italien) bzw. Nova Gorica (Slowenien). Punkt Mitternacht öffnen die beiden Bürgermeister die Schlagbäume, die Verkehrsampeln werden abgeschaltet, ab sofort läuft der Verkehr ohne Kontrolle zwischen den beiden Städten und Staaten. Viele Bewohner sind gekommen, es wird geklatscht, gelacht, mit Sekt angestoßen, Musikkapellen spielen auf. Die Stimmung ähnelt der Silvesternacht. Es ist ein Neubeginn, den sich vor ein paar Jahren noch keiner hätte vorstellen können. In beiden Städten sind in dieser besonderen Nacht die Geschäfte bis weit nach Mitternacht offen. "Wir sind eine einzige Familie", steht auf einem Plakat.