Bei den Grünen ist Feuer am Dach. Weil es unterm Hintern fehle, wie Johannes Voggenhuber in einem seiner quartalsmäßigen Ausbrüche befindet. Aus Brüssel wettert der EU-Mandatar gegen die Parteispitze in Wien. Die Politik sei langweilig, Oppositionsarbeit nicht zu bemerken, Parteichef Alexander Van der Bellen abgeschirmt durch einen "Hofstaat". Für einen Alternativen kaum aussprechbar: Nun werde im Parlamentsklub sogar ein - pfui!- Betriebsleiter installiert. Und überhaupt: Wo bleibt der gute alte Aktionismus?

Nachfolger. Aber nicht nur der ehemalige Parteichef beschwert sich öffentlich seinen Nachfolger. Vergangene Woche wollten die Grünen mit einer Klubklausur in den Herbst starten. Dort kündigten sie eine "härtere Gangart" gegenüber der Regierung an. Gehört hat man davon bisher - wenig. Dafür viel über die inneren Befindlichkeiten der Ökos. "Wir wollten uns bei der Klubklausur endlich aussprechen, Probleme diskutieren", erzählt ein Abgeordneter: "Das wurde vom Inner Circle wie immer niedergebügelt. Dann rennen halt alle zum 'Standard' und machen sich dort Luft."

Krise. Seit einem Jahr sind die Grünen die drittstärkste Kraft im Parlament und erstmals die größte Oppositionspartei. Die Große Koalition, ebenfalls mehr miteinander, als mit Sacharbeit beschäftigt, wäre eine dankbare Gegnerin. Warum sind die Grünen trotzdem wieder einmal in der Krise? Und wer ist dafür verantwortlich? Einerseits sind die Basiswappler schuld. Laut Statuten sind die Grünen immer noch sehr demokratisch organisiert. Heute, Freitag, etwa tagt der Erweiterte Bundesvorstand, über den rund 30 Funktionäre einmal pro Monat über die grundsätzliche Linie der Partei bestimmen. Zu viele, um einen harten Kurs zu fahren, zu langsam, um das Boot wendig zu halten.

Hetzen gegen den Hofstaat. Also wurde daneben - wie ein Bypass - eine zweite Struktur gelegt. Es ist, andererseits, der Hofstaat an allem schuld. Van der Bellen und Eva Glawischnig sind die Gesichter nach Außen. Die Parteiarbeit überlassen sie zwei 38-Jährigen, Dieter Brosz und Lothar Lockl. Beide wurden, und das nehmen ihnen intern manche übel, nicht in diese Funktionen gewählt.