Wie geht es Ihnen am Tag nach dem Wahldebakel?
EWALD WIEDENBAUER: Es wäre unwahr zu sagen, dass es Jubelstimmung gibt. Eine innere Stimme sagt mir, nicht die Nerven zu verlieren. Der Parteitag hat eine echte Bruchlinie durch die Partei gezeigt. Ich will sie wieder zusammenführen.

Fast die Hälfte der Delegierten hat Sie beim Parteitag nicht gewählt: Sie glauben dennoch, der Richtige zu sein, um die Bruchlinien kitten zu können?
WIEDENBAUER: Die Frage ist berechtigt. Doch 1997, als ich Obmann wurde, war die Partei noch schlimmer beisammen und es gab den Konflikt mit der Landes-SP. Ich habe die Partei konsolidiert und sie zu Erfolgen geführt.

Sie sagen damit: Es könnte noch schlimmer kommen?
WIEDENBAUER: Diesmal hat man in der Vorausschau auf Wahlen 2009 und Bürgermeisterkandidatur versucht, auch andere Interessenten zu unterstützen, die aber einen Konflikt führen wollen, der nicht sachlich ist.

Sie sprechen Stadträtin Mathiaschitz an, die im Zusammenhang mit der Wahlmanipulation von 12. Mai nach Aufklärung ruft. Ist das nicht legitim?
WIEDENBAUER: Die Sache Wahlbetrug ist zu klären. Doch es ist unfair, den Wahlbetrug mir umzuhängen. Dabei wurde auch am Mittwoch gesagt, dass ich damit nicht in Zusammenhang stehe.

Am Rednerpult war die Stimmung beim Parteitag für Sie sehr gut, in der Wahlzelle wurde dann kräftigst gestrichen. Warum traun die Leute sich nicht öffentlich Kritik an Ihnen zu üben?
WIEDENBAUER: Das war ein Phänomen. Die Wortmeldungen waren nicht das Spiegelbild der tatsächlichen Konflikt- und Bruchlinien. Ich sehe die 61 Prozent als Auftrag, die Partei zu einigen und für 2009 vorzubereiten.

Andere mit diesem Ergebnis wären sofort zurückgetreten.
WIEDENBAUER: 77 Delegierte haben mich gewählt, 44 nicht.

Glauben Sie wirklich, der Richtige zu sein, die Partei weiterzuführen?
WIEDENBAUER: Ich bin überzeugt, dass es die Möglichkeit gibt, die Bruchlinie zu kitten. Am 12. Mai gab es einen Parteitag mit Aufbruchstimmung wie seit Jahren nicht mehr. Dass sich das binnen sechs Wochen derart verändert, hat damit zu tun, dass man versucht hat, mir die Schuld am Wahlbetrug zuzuschieben.

Sie sehen sich als Opfer?
WIEDENBAUER: Nein. Ich will aber den Blick auf die inneren Entwicklungen lenken. Ich habe die Klagenfurter SPÖ ja nicht in den Abgrund geführt. Es liegen jetzt halt viele emotionale Dinge am Tisch, die man aber mit denselben Akteuren bereinigen kann.

Auf Landesebene haben 61 Prozent für Peter Ambrozy das Ende als SPÖ-Chef bedeutet.
WIEDENBAUER: Und ich habe damals gesagt, er muss gehen, wenn er nicht mindestens 70 Prozent erreicht. Grund war der Koalitionspakt mit dem BZÖ.

Gebhard Arbeiter hatte Ihnen die 80-Prozent-Latte gelegt.
WIEDENBAUER: Auch wenn ich die erreicht hätte, die personelle Diskussion wäre nicht ausgeblieben. Jetzt das Handtuch zu werfen, würde die Partei zerreißen. 61 Prozent haben ja gesagt: Weitermachen. Natürlich, den Wunsch, Bürgermeisterkandidat zu werden, brauch ich mit 61 Prozent nicht erheben. Das wäre Verkennen der Realität.