Gunnar Prokop spricht leise am Telefon. Sehr leise. "Sie hat ja keine Chance mehr gehabt", sagt er mit tränenerstickter Stimme. "Dabei hat die ganze Versorgung so perfekt funktioniert. Alle haben sich eine solche Mühe gegeben." Dann schildert Prokop erstmals die dramatischen Augenblicke vom Silvesterabend, den die Innenministerin nicht überleben sollte.

Krampf im Herz. Man sei zusammen gesessen im Haus in Annaberg und seine Frau habe "normal, völlig normal geredet". Auf einmal spürte sie "so ein komisches Drücken". Wie eine Art Krampf im Herz, habe Liese Prokop gemeint. Wenige Minuten später ist der praktische Arzt zur Stelle.

Herzstillstand. Die Rettungsleitstelle dokumentiert den ersten telefonischen Notruf durch den Hausarzt knapp vor 20 Uhr. Da ist bereits von einer "lebensbedrohlichen Situation" die Rede - woraufhin der Notarztwagen Lilienfeld (23 Kilometer Luftlinie entfernt), der Rettungswagen Türnitz (12,3 Kilometer Luftlinie) und die Bereitschaft in Annaberg alarmiert werden. Letztere kommt nur sechs Minuten später beim Haus der Prokops in Annaberg an.

Mit dem Auto. Gunnar Prokop ist mit seinem Auto den Rettungswägen hinterher gefahren. Als die Innenministerin in Siebenbrunn dem Notarztwagen Lilienfeld übergeben wird, "hörte ihr Herz erstmals auf zu schlagen" (Prokop). Sieben Minuten später trifft der Transport im Krankenhaus Lilienfeld ein, dokumentiert die Rettungsleitstelle. Um 21.15 Uhr rast der Notarztwagen zum Zentralklinikum St. Pölten, dort werden Herzspezialisten zusammengerufen. Für diese Fahrt erbittet die Besatzung des Notfallautos von der Polizei eine "Ampelgelbschaltung" und ein Vorausfahrzeug. Liese Prokop wird ununterbrochen reanimiert. Um 21.35 Uhr erreichen sie das Spital in St. Pölten, doch die Innenministerin ist nicht mehr am Leben. Der Versuch einer Notoperation muss abgebrochen werden.

"Nie etwas gefehlt". Liese Prokop hat einen Riss der Hauptschlagader (Aorta) im Bereich des Herzens erlitten. Wenn ein solches Gefäß reiße, sei ein schicksalhafter Verlauf nicht mehr aufzuhalten und der Patient in Sekunden verloren, erklärte gestern Harald Mayr, Primar des Klinikums St. Pölten. Die Zeitabläufe des Rettungseinsatzes seien optimal gewesen. Der Start eines Rettungshubschraubers wäre nur bei Tageslicht möglich gewesen. Doch zum Zeitpunkt der Alarmierung herrschte längst tiefe Dunkelheit.

Keine Vorwürfe. Auch Gunnar Prokop will kein Wenn und Aber und schon gar nichts von Vorwürfen hören. "Alle haben so unglaublich gearbeitet. Was hätte man denn machen sollen?" Diesen plötzlichen Tod kann er sich nicht erklären: "Es hat ihr ja nie etwas gefehlt. Nie. Diese Frau war ihr ganzes Leben ja so was von gesund", sagt Prokop - seit der Silvesternacht ein gebrochener Mann.