Hermann Maier tritt zurück, Sie treten nicht an. Was ist los?
ERWIN PRÖLL (lacht): Ausgelöst wurde die Diskussion durch Heinz Fischer, der vor dem Sommer gesagt hat, er weiß nicht, ob er nochmals antritt. Es sind aus allen Parteien mit Ausnahme der Grünen höchste Vertreter an mich herangetreten, ob ich nicht kandidieren will. Ich habe es mir überlegt und verspürt, es wäre reizvoll gewesen, dem Amt neue Impulse zu verleihen.

Haben Sie den Mut verloren?
PRÖLL: Nein, ich habe vor und nach den Landtagswahlen gesagt, mit einem klaren Vertrauensvotum ist klar, dass ich fünf Jahre im Amt bleibe. Mit diesem Versprechen bin ich in den letzten Monaten hundertfach konfrontiert worden. Dazu kommt die wirtschaftliche Großwetterlage. Mir ist rasch klar geworden, die Entwicklung des Landes ist wichtiger als ein persönlicher Karriereschritt.

Dass die Umfragen nicht berauschend waren für Sie, hat das eine Rolle gespielt?
PRÖLL: Kennen Sie nicht die letzte Umfrage? Ein amtierender Bundespräsident, der bei nur 52 Prozent liegt, ohne Herausforderer,, das ist nicht berauschend.

Jetzt einen ÖVP-Kandidaten zu finden, ist nicht leicht.
PRÖLL: Was ist schon leicht? Fischer wird in weiten Kreisen als SPÖ-Kandidat gesehen. Das wird jetzt noch stärker, wo sich die SPÖ, die organisatorisch am Boden ist, auf Gedeih und Verderben mit ihm verbündet. Dadurch bekommt er automatisch eine SPÖ-Punze.

Sollte die ÖVP jemanden ins Rennen schicken?
PRÖLL: Ich kann mir nicht vorstellen, dass die ÖVP im nächsten Jahr eine bundesweite Wahl vorbeiziehen lässt. Das ist eine Frage des Behauptungswillens gegenüber den anderen Parteien, insbesondere den Mitteparteien. Stellen Sie sich vor, die FPÖ präsentiert einen akzeptablen, bürgerlichen Kandidaten, etwa Dillersberger, die ÖVP stellt niemanden auf, und die FPÖ bekommt 35, 40 Prozent. Welches Signal das aussendet, muss ich Ihnen nicht sagen.

Wer wäre vorstellbar?
PRÖLL: Es kann auch eine Frau sein.