Nicht einmal 0,7 Prozent des Bruttoinlandsproduktes. Das ist Österreich die elementare und außerschulische Kinderbetreuung wert. Zu wenig, finden Österreichs Kindergartenpädagoginnen (es sind in der allergrößten Mehrheit Frauen). Zum Vergleich: In Norwegen sind es immerhin zwei Prozent des BIP. Das treibt die Kindergartenpädagoginnen im wahrsten Sinne des Wortes auf die Barrikaden.

"Wir wollen Druck machen auf die Politik und die Öffentlichkeit auf unsere Arbeitsbedingungen aufmerksam machen", sagt Ella Salchinger vom Kollektiv Kindergartenaufstand, einem Zusammenschluss von Pädagoginnen. Am Samstag wird in Wien demonstriert, 800 Teilnehmer sind angemeldet und wollen vom Museumsquartier bis zum Rathaus ziehen.

Es geht ihnen nicht nur ums Geld. Doch damit hängt vieles zusammen: die großen Gruppen, der Platzmangel, die Ausbildung ohne Hochschulniveau, die oft schlechte Bezahlung. Maximal 25 Kinder, in Ausnahmefällen sogar 27 kommen derzeit auf eine Pädagogin und eine Betreuerin. "Das ist viel zu viel", sagt Lydia Kadoun, Vorsitzende des "Österreichischen Dachverbandes der Berufsgruppen der Kindergarten und HortpädagogInnen" (ÖDKH).

"Natürlich funktioniert es augenscheinlich nach außen", so Kadoun. "Doch manche Kinder kommen dabei einfach zu kurz." Es sei zu wenig Zuwendung für die einzelnen Kinder möglich.

Nicht nur spielen

Den Kindergartenpädagoginnen geht es aber auch um ihr Ansehen in der Gesellschaft. Eh nur ein bisschen spielen - das hören sie oft über ihre Tätigkeit. "Wir sind eine Bildungseinrichtung und wollen als solche anerkannt werden", sagt Kadoun. Der kürzlich eingeführte österreichweite Bildungsrahmenplan sei ein Schritt dorthin.

Denn ansonsten ist der Kindergarten Landessache, es gibt neun verschiedene Landesgesetze. Das spiegelt sich in der Bezahlung wieder. Denn Kindergärtnerinnen werden in jedem Bundesland anders entlohnt, je nachdem, ob sie vom Land, von Gemeinden oder privaten Erhaltern angestellt sind.

Gewaltige Unterschiede

Die Unterschiede sind gewaltig. In Vorarlberg bekommen sie anfangs im Schnitt 1470 Euro brutto, in Niederösterreich 2126 Euro. Manche bekommen überhaupt nur Mindestlohn. Ein Bundesrahmengesetz sei wünschenswert, derzeit aber nicht umzusetzen, heißt es aus dem Büro von ÖVP-Staatssekretärin Christine Marek. Es scheitere an den Ländern.

Umgesetzt ist das Gratis-Kindergartenjahr für die Fünfjährigen, außerdem gibt es Vereinbarungen zwischen Bund und Ländern über Ausbau und Sprach-Frühförderung. Geführt hat das auch zu einem Ansturm auf die Kindergärten. Kleinere Gruppen sind nicht in Sicht.