Frauen, meinte jüngst der bullige Bürgermeister von Zagreb, brauchten einen coolen Freier, der sie auch mal prügelt und tüchtig ran nimmt. Im patriarchalischen Kroatien wagt kaum jemand, so einem Macho zu widersprechen. Wer es trotzdem tut, gilt leicht als "schwul". Es fand sich dann doch jemand, zu aller Überraschung eine Frau.

Solche Sprüche solle man angesichts der verbreiteten Gewalt gegen Frauen nicht mehr klopfen, meinte Jadranka Kosor, die stellvertretende Ministerpräsidentin. Niemand verspottete sie, Kroatien senkte beschämt das Haupt. Kosor darf das: Korrekt und streng, konservativ im Habitus und elegant in der Erscheinung, ist sie gegen frauenfeindliche Anwürfe immun. Und sie nutzt ihre Chance: Kroatiens kleine Feministenszene ist noch heute überrascht, wie konsequent und unbeirrt die alleinstehende Mutter eines erwachsenen Sohnes sich der vernachlässigten Frauenprobleme annahm.

In Klischees passt die gelernte Journalistin nicht hinein. Dass sie sich der nationalen Partei HDZ anschloss, passte zu ihrem Typ, und zu ihrem Engagement für Kriegsopfer. Der starke Mann der Partei, Ivo Sanader, förderte die geistesverwandte Frau. Kosor erwies sich als zuverlässig und sensibel, gerade in Minderheitenfragen. Sie stammt aus dem serbisch geprägten Westslawonien.

Am 1. Juli, an ihrem 56. Geburtstag, nominierte Sanader sie zur Nachfolgerin. Wird sie es schaffen, die streng konservative Basis am Zügel zu halten? Diese Frage quittierte sie mit Kopfnicken.