Das Rätselraten über die Rücktrittsgründe des kroatischen Regierungschefs Ivo Sanader nimmt kein Ende in Zagreb. Nur eines ist schon jetzt sicher: Eine politische Rückkehr gibt es für Sanader nicht mehr. Seine Nachfolgerin Jadranka Kosor hat im Parlament mit 83 Ja-Stimmen die erste Hürde geschafft und damit einen äußerst schwierigen Job übernommen. Viele sagen, sie werde ihn nicht lange ausüben. Die Alternative wäre eine vorzeitige Wahl. Die neue Regierungschefin muss jetzt schnell den schmerzvollen Umbau des Staatsbudgets vornehmen. Dafür wird Kosor an allen Ecken heftig streichen und mit den Betroffenen streiten müssen- ein Himmelfahrtskommando.

Die Frage ist, ob sie als frischgebackene Parteichefin in einem patriarchalischen Land wie Kroatien die Regierung, aber auch ihre Parteibasis kontrollieren kann. Nach Sanaders Abgang befindet sich ihre national-konservative Partei HDZ in den Händen von fünf Vizepräsidenten, die als Hardliner gelten. Dazu stehen auf der Tagesordnung nur Probleme. "Was können Sie mit diesen ,heißen Kartoffelnq, die Sie da bekommen und übernommen haben, überhaupt machen?", lautete eine Frage bei der Amtsübernahme. Sie antwortete kulinarisch: ,,Ich bin auch Hausfrau. Ich werde die Kartoffeln abkühlen lassen und dann einen Kartoffelsalat daraus machen."

Und Europa? Was wird nach Sanaders Abgang mit den kroatischen EU-Beitrittsverhandlungen, die wegen einer Grenzstreitigkeit von Slowenien blockiert werden? Nach erfolglosen Bemühungen hat sich die EU endgültig aus der Konfliktlösung zurückgezogen. Kroatien steuert also harten Zeiten entgegen.