Sie haben Werner Faymann in der "Presse" vorgeworfen, dass er sich anbiedert an die "Kronenzeitung". War das eine gezielte Provokation oder ist das in der Emotion passiert?
FRANZ VOVES: Wir sind an einem Punkt angekommen, wo eine große Tageszeitung über unglaubliche Auftragswerke aktiv die Politik bestimmt, einen Kandidaten selbst aufstellt. Das entspricht nicht der Aufgabentrennung von Politik und Medien in einer Demokratie.

Sie wollen der Rücktrittsaufforderung an SPÖ-Chef Werner Faymann nicht beitreten. Gleichzeitig stellten Sie fest, dass er inhaltlich, führungstechnisch und menschlich versagt hat.
VOVES: Wir haben uns in den letzten Jahren zu wenig kantig positioniert. Jetzt geht es nicht um Personenfragen, sondern um die Frage: Haben wir genug gelernt? In einer großen Koalition muss man stärker Flagge zeigen.

Die Diskussion ist nicht neu, daraus ist der Wechsel an der Spitze entstanden, mit einem klaren Auftrag an den Neuen. Ist Werner Faymann daran gescheitert?
VOVES: Das Regierungsprogramm scheint wieder so vereinbart zu sein, dass es viel Interpretationsspielraum für die ÖVP offen lässt und weniger bei uns. Nehmen Sie nur das Beispiel Schule und die Budgetprobleme der Bildungsministerin, da entsteht ein Bild, das nicht gesund ist für die SPÖ.

Vor einem Jahr hieß es, Alfred Gusenbauer sei nicht in der Lage , der ÖVP Paroli zu bieten. Ist Faymann an sich selber gescheitert?
VOVES: Noch besteht die Chance, eine Trendumkehr zu schaffen.

Was muss passieren?
VOVES: Eine klare Neupositionierung, das Ausnützen der Spielräume.

Eine Steuerreform per Jänner 2010?
VOVES: Wir schließen uns als Landesorganisation den Vorschlägen der Gewerkschaft der Privatangestellten an, mit einer Vermögenssteuer ab Vermögen von 500.000 Euro und einer Erbschafts- und Schenkungssteuer mit hohen Freigrenzen.

Woher wissen Sie, dass Sie näher am Wähler sind als Faymann, wenn die steirische SPÖ österreichweit die höchsten Verluste schrieb?
VOVES: Es ist nicht der Franz Voves mit seiner Politik zur Wahl gestanden. Wir haben viel zu wenig Flagge gezeigt mit dem Ja-Aber-Kurs zu Europa.

Die SPÖ macht keine guten Erfahrungen mit der großen Koalition. Zeit für einen Wechsel?
VOVES: So weit möchte ich jetzt noch nicht gehen. Jetzt geht es einmal darum, dass das Regierungseinkommen so gelebt wird, dass die SPÖ wieder spürbar und erkennbar wird.

Was passiert, wenn sich Werner Faymann dem verschließt?
VOVES: Warten wir einmal auf Mittwoch. Ich habe ihn ja noch nicht gehört, wir alle haben ihn noch nicht gehört.

Wie erklären Sie sich letzteres?
VOVES: Ich kann es mir nicht erklären. Wenn Du verlierst, musst Du neben Deiner Mannschaft stehen.

Wie lange hat Faymann für die Neupositionierung noch Zeit?
VOVES: Ich glaube, dass bis längstens September, Oktober klar sein muss, welche Lehren wir aus den Niederlagen gezogen haben.