Mit großem Getöse wird heute der Nachfolger von Gordon Brown und Tony Blair an der Spitze der britischen Labour-Partei auf den Schild gehoben werden - und er wird mit großer Wahrscheinlichkeit Miliband heißen. Der Kampf wird zwischen den Brüdern David und Ed entschieden. Seit 1. September läuft die parteiinterne Wahl, am Samstag, einen Tag vor dem großen Parteikongress, wird das Ergebnis bekannt gegeben. "David ist mein bester Freund im Leben. Ihn herauszufordern, war die härteste Entscheidung meines Lebens", bekannte der 40-jährige ehemalige Energie- und Klimaminister Ed Miliband, als er Ende Mai gegen seinen Bruder in den Ring stieg. "Familienbande sind stärker als die Politik", behauptete der 45-jährige David. Aber nun ist der Kampf der Brüder so spannend geworden, dass der TV-Sender Channel 4 ein TV-Doku-Drama daraus machen will.

Nicht immer kann David seine Irritation über die Herausforderung des jüngeren Bruders verbergen. Nie ist er wütender, als wenn der "rote Ed" von seiner "Einfühlsamkeit" und Kommunikationsfähigkeit prahlt - es sind gezielte Attacken auf den ungelenken, oft roboterhaften Technokraten David. Viele bezweifeln, dass dieser die Ausstrahlung eines Wahlsiegers hat.

Wochenlang jagte "der rote Ed" seinem Bruder Punkte ab mit dem Versprechen, Labour zu seinen Wurzeln zurückzuführen. Er distanzierte sich von Labour-Altlasten wie dem Irakkrieg oder der schwachen Regulierung der Banken. Er will die Reichen höher besteuern. Linke Liberaldemokraten, die über die Koalition mit den Tories unzufrieden sind, will er in die Arme der Labourpartei zurückholen.

New Labour Veteranen wie Lord Mandelson und Tony Blair warnen aber, Eds Nostalgie für "Pre-New Labour" führe in die Sackgasse. "Wenn wir nur einen Millimeter von New Labour abweichen, kommen wir in Schwierigkeiten", schrieb Blair in seinen Memoiren und schob Gordon Browns Schleuderkurs die Schuld an Labours Wahlniederlage zu. Anders als Ed glaubt David Miliband, dass die Labourpartei ohne die Unterstützung der Mittelschichten nicht gewinnen kann. Er steht auf der in Blairs Buch bekräftigten New Labour Linie - wettbewerbsfähige Steuern, ein gebremster Staat. Welcher Bruder gewinnt, werden wir Samstag Abend wissen.