Barack Obama droht das Schicksal Bill Clintons. Dieser hatte 1992 George Bush nach nur einer Amtszeit aus dem Weißen Haus gedrängt. Doch nur zwei Jahre später verloren seine Demokraten die Mehrheit in beiden Häusern des US-Kongresses. Der Erdrutschsieg der Republikaner war 1994 so überzeugend, dass ihr damaliger Kopf Newt Gingrich bereits die "Republikanische Revolution" ausrief. Erst zwölf Jahre später verloren die Republikaner ihre Mehrheit wieder; die Unzufriedenheit der Amerikaner mit Georg Bush Sohn war zu groß geworden.

Bei den Kongresswahlen am 2. November könnte Obama die Mehrheit im Repräsentantenhaus ebenfalls verlieren und seine bisherige Mehrheit von 59 der 100 Sitze im Senat schrumpfen sehen. Das deuten Umfragen an, die zum Wahlkampfauftakt durchgeführt worden sind. "Nationale wie lokale Umfragen zeigen, dass die Aussichten der Demokraten weiter schwinden", sagt der politische Analyst Stuart Rothenberg. Im Idealfall könnten die Republikaner bis 55 Sitze dazugewinnen. Damit rückt ein Machtwechsel in Reichweite.

Höhere Steuern für Reiche

Dem versucht Obama nun kämpferisch entgegenzutreten. Bei einer Rede in Cleveland steckte er seine Marschrichtung in der Wirtschaftspolitik ab. Obama versprach Firmen massive Steuererleichterungen. Gleichzeitig lehnte er es ab, Steuervergünstigungen für Reiche fortzuführen, die sein Vorgänger George W. Busch eingeführt hatte. Die oppositionellen Republikaner kritisierten die Pläne.

Die Kosten dieser Steuervergünstigungen für Wohlhabende in Höhe von 550 Milliarden Euro könne sich das Land einfach nicht mehr leisten, sagte Obama. Außerdem sei es bei den reichen Bürgern am unwahrscheinlichsten, dass sie wegen Steuererleichterungen mehr Geld ausgeben würden. Obama kündigte hingegen Steuersenkungen für Bürger an, die 250.000 Dollar oder weniger im Jahr verdienen.

Einlenken bei Koran-Aktion

Doch nicht nur die Wirtschaft macht Obama zu schaffen. Auch fundamentale Christen bereiten ihm an zwei Fronten Probleme. Zum einen ist da die "Tea Party"-Bewegung. Auf Großdemonstrationen fordern sie eine rigoros freie Marktwirtschaft und eine fundamental-religiöse Gesellschaft. Die Anhänger sind klare Gegner von Präsident Obama. Zum anderen ist da die geplante Koran-Verbrennung einer evangelikalen Sekte in Florida um Pastor Terry Jones am 11. September. Obama hat den Plan scharf verurteilt. Dies sei eine "destruktive Geste", die den Werten Amerikas völlig widerspreche, sagte Obama. Jones deutete jedoch ein Einlenken an, sollte das Weiße Haus ihn direkt um eine Absage bitten. Es wäre immerhin ein kleiner Erfolg für den US-Präsidenten.