Mit häuslicher Gewalt haben die Ärzte in den Notfallzentren des Kosovo häufiger zu tun. Die Patientin aber, die am vorigen Mittwoch Hilfe im Klinikum von Pristina suchte, war besonders übel zugerichtet: Die 36-Jährige wies Schlagspuren am ganzen Körper auf, vor allem am Hals und auf dem Rücken. Weil sie auch über Schmerzen im Nacken und am Kopf klagte, habe man ein Computertomogramm angefertigt, erzählte der behandelnde Arzt Avdush Bajgora der Tageszeitung "Gazeta Express".Mehr als die Blessuren verwunderte die Ärzte allerdings die Identität des mutmaßlichen Täters: Ihr Ehemann ist Botschafter der Republik Österreich im Kosovo. Nach einer Nacht im Krankenhaus wurde die Frau wieder entlassen.

Der Botschafter weilt zurzeit in Wien, sagt Außenamtssprecher Peter Launsky-Tieffenthal. Eigentlich habe der Diplomat über das Urteil des Internationalen Gerichtshofs zur Kosovo-Unabhängigkeit berichten sollen. Nun solle er aber "auch schriftlich" seine Darstellung zu dem "bedauerlichen Vorfall im Privatleben" geben.

Ein Hauch von Drama

Über den Aufenthaltsort der Ehefrau weiß die Wiener Diplomatie nichts zu berichten. Der Botschafter jedenfalls trete jetzt erst einmal einen "mehrwöchigen Urlaub" an, so der Außenamtssprecher, was "um die Jahreszeit ja nicht ungewöhnlich" sei. Für die Kosovo-Behörden ist der Fall wegen der diplomatischen Identität des Botschafters heikel: Das Krankenhaus hätte die Diplomatengattin nicht einmal formell aufnehmen dürfen, hieß es am Montag in Pristina.

Den Diplomaten indes umweht schon länger ein Hauch von Drama: 2001 machte Landeshauptmann Jörg Haider den rechten Juristen zum Leiter des Kulturamts der Landesregierung. Er sollte "Deutsch-Nationale und Katholiken versöhnen", wie er selbst zugab. Die Kulturschaffenden des Landes protestierten einhellig. Mitten im Streit um seine Bestellung landete der Haider-Zögling sogar kurz in der Psychiatrie: Seine Frau hatte ihn als vermisst gemeldet, und als man ihn fand, wirkte er verwirrt.

Vier Jahre keine Miete bezahlt

Für Österreichs Diplomatie war es ein schwarzer Tag. Ebenfalls bekannt wurde, dass auch Wiens Botschafter in Pakistan das Land verlassen muss: Er hatte sich vier Jahre lang einfach geweigert, die Miete für seine Residenz in Islamabad zu bezahlen.