In Großbritannien macht Premier David Cameron Ernst mit seiner Transparenzoffensive: Auf der Regierungsdatenbank "Coins" kann jetzt jeder Steuerzahler nachlesen, was mit seinem Geld passiert.

Einen Vorgeschmack bekamen die Briten, als die Liste von 170 Beamten im höheren Staatsdienst veröffentlicht wurde, die mehr als der Premier verdienen - das sind nach der Gehaltskürzung von 5 Prozent, die Cameron sich verordnete, 142.500 Pfund oder 169.575 Euro. Briten erfuhren auch, dass Beamte sich im letzten Jahr 130 Millionen Pfund an Boni genehmigten - ein Anstieg um 20 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Die Transparenzoffensive geht noch weiter. Krankenhäuser müssen ab sofort wöchentliche Statistiken für Krankenhausinfektionen veröffentlichen. Ab September sollen alle Regierungsverträge über 10.000 Pfund (12.000 Euro) und Ausgabenbeträge über 25.000 Pfund online veröffentlicht werden. Gehälter von Ärzten im staatlichen Gesundheitsdienst und Schulrektoren werden folgen. Cameron will, dass in keiner Staatsorganisation das Spitzengehalt mehr als das 20-Fache des niedrigsten Gehalts beträgt.

"Coins" - "Combined Online Information System" - ist die interne Datenbank, mit der das Schatzamt den Haushalt kontrolliert. Über die Homepage www.data.gov.uk sind nun alle in den Steuerjahren 2008/9 und 2009/10 bewilligten Ausgaben von über einer Million Pfund zugänglich. "Zu lange hat die vorige Regierung so getan, als habe die Öffentlichkeit kein Recht zu wissen, wofür ihre Steuergelder ausgegeben werden", so Finanzstaatssekretär Danny Alexander.

Viel anfangen werden Durchschnittsbürger nicht mit der Datenflut. Aber Initiativen wie "Wo geht mein Geld hin" (www.wheredoesmymoneygo.org) werden die Daten für Recherchen nutzen und so Transparenz schaffen.

Es gibt gute politische Gründe für die Transparenzoffensive. Nach dem Spesenskandal soll das Vertrauen in die Politik wieder hergestellt werden. Transparenz ist auch Teil von Camerons Offensive gegen den unter Labour immens gewachsenen Staatsapparat.

Schon stehen Spitzenbeamte unter Druck, dem Beispiel des Premiers zu folgen und Gehaltseinbußen hinzunehmen. Wirtschaftsminister Vince Cable forderte Universitätsrektoren auf, zu prüfen, ob ihre Gehaltsstrukturen ins Zeitalter der Sparsamkeit passten. Und der Wirtschaftsverband Institute of Directors räumte mit dem Märchen auf, Topbeamte verdienten immer noch weniger als Unternehmer: Das Durchschnittsgehalt der Chefs von Privatfirmen mit Umsätzen bis 500 Millionen Pfund im Jahr sei 141.440 Pfund (168.300 Euro).