Vor Kurzem hat man 110 Milliarden für die Griechen lockergemacht, jetzt sogar 750 Milliarden. Ist der Euro ein Fass ohne Boden?

JOSEF PRÖLL: Definitiv nicht. Wir haben mit dem größten Haftungsschirm, den die EU je beschlossen hat, einen gewaltigen Schritt gesetzt. Dass wir richtig gehandelt haben, zeigt die Reaktion der Märkte. Wir waren in einer außergewöhnlichen Situation, vergleichbar mit 1930. Wer das leugnet, täuscht sich. Wir haben Horrorszenarien auf den Tisch bekommen. Das Paket ist unverzichtbar für Hunderttausende Arbeitsplätze in Österreich.

Sonst wäre Europa den Bach hinuntergegangen?

PRÖLL: Wenn es nicht gelungen wäre, wäre der Euro Geschichte gewesen - und damit auch die EU. Die Folge wäre ein massiver Wettbewerbsverlust gegenüber den boomenden Märkten in Asien und Amerika.

Können Sie garantieren, dass die Haftungen von 12,8 Milliarden, die Österreich übernimmt, nicht schlagend werden?

PRÖLL: Wir haben schwere Duelle ausgefochten um die Frage, ob es wieder Kredite wie bei Griechenland geben soll oder Haftungen. Wir haben uns mit anderen Ländern durchgesetzt. Jetzt müssen wir schauen, ob die Haftungen überhaupt beansprucht werden. Um die Dinge in Relation zu setzen: Die öffentliche Hand haftet bei den ÖBB mit 17, bei der Asfinag mit zehn, bei der Hypo gar mit 20 Milliarden.

Ist es nicht verkehrt, dass Länder, die einigermaßen ordentlich wirtschaften, für Länder einspringen müssen, die in Saus und Braus leben?

PRÖLL: Es ist eine Ausnahmesituation. Das Schreckensszenario von 1930 durfte sich nicht wiederholen, es hätte sich wiederholt.

Wie kann man das alles dem Bürger vermitteln?

PRÖLL: Ich hoffe, man hat die Dramatik der Situation erkannt. Die Krise hat uns gezeigt, dass auch die Sanierung des Budgets von großer Bedeutung ist. Ich bin nicht in die Politik gegangen, um jemandem nach dem Mund zu reden und populistische Ideen zu vertreten, sondern dafür zu sorgen, dass Österreich nicht gefährdet wird.