Im graublauen Maßanzug, die Hände lässig in der Hosentasche, attackierte Nick Clegg die alteingesessenen Parteien im ersten britischen TV-Duell. Mit 43 Jahren war er der jüngste und lockerste. Er sprach von seinen beiden Söhnen und ihren Schulerfahrungen und sah der Kamera direkt in die Augen, als er sagte: "Ich bin hier, um sie zu überzeugen, dass es auch anders geht."

Immer wahrscheinlicher wird, dass es in der Unterhauswahl am 6. Mai eine Pattsituation gibt und Clegg über Nacht zum Königsmacher in den Verhandlungen um eine neue Regierung wird. "Das britische Volk ist der Königsmacher, nicht ich", betont er und lässt nicht durchblicken, welche Partei er unterstützen würde. Denn Cleggs "Libdems" sitzt zwischen den Stühlen. Im Norden, wo die Tories schwach sind, ist Labour der Hauptgegner und höhere Steuern für Reiche kommen gut an. Im Süden kämpft er gegen die Tories. Sparen und freie Schulwahl sind eher gefragt.

In der Politik ist Clegg ein ziemlicher Exot. Nicht weil er Liberaldemokrat ist oder den Großteil seiner Karriere als Journalist, Dozent und Parlamentarier in Brüssel absolvierte. Noch nie hat es einen so feurigen britischen Pro-Europäer gegeben wie diesen Enkel einer russischen Aristokratin, Sohn eines halbrussischen Bankers und einer Holländerin, der die Tochter eines spanischen Senators geheiratet hat und fünf Sprachen spricht.

In München setzte er als 16-jähriger Austauschschüler die Kakteensammlung eines Professors in Brand und wurde zur Gemeinschaftsstrafe verurteilt. "Ich war betrunken und bin nicht stolz darauf", sagt Clegg. Dass er Schauspieltalent hat, bewies er in der TV-Debatte. Er übte auf der Uni, wo er mit Filmstar Helena-Bonham Carter auf der Bühne stand.

"Wir werden den gesunden Menschenverstand garantieren", verspricht er und bietet seine Partei als Kraft an, die die Wirtschaft zwischen laxer Ausgabenmoral Labours und Sparwut der Tories auf Kurs halten kann.