Silvio Berlusconi war nicht zufrieden mit der Antwort, deshalb fragte er nach. "Wollt ihr, dass das Volk der Freiheit in allen Regionen regiert?", rief er, und dann kam es endlich laut und euphorisch, das "Siiii", das "Jaaaa" der Zehntausenden auf dem Platz. Beruhigt konnte Italiens Ministerpräsident weitere Fragen stellen und befriedigende Antworten ernten, einmal ein "Noooo" ("Linke Richter", "Steuern"), einmal ein "Siii" ("Mehr Freiheit", "Mehr Fahrradwege"). Sein Auftritt vor den Regionalwahlen heute und morgen in 13 von 20 Regionen zeigte anschaulich: Berlusconis binäre Weltsicht wird immer abwegiger und jede Spekulation über die Lottozahlen ist erfolgversprechender, als zu erörtern, wann sein politischer Weg zu Ende geht - er ist es noch lange nicht.

Dennoch könnte es diesmal eng werden. Seine Umfragewerte sind so schlecht wie lange nicht. Nach peinlichen Versuchen zum Verbot missliebiger Talkshows muss er ähnlich wie in Frankreich Präsident Sarkozy mit einem Denkzettel rechnen. Hinzu kommen Korruptionsskandale seiner Partei "Volk der Freiheit" (PdL) und Streit um Wahllisten: Wegen zu spät eingereichter oder unvollständiger Listen drohte ihr, in wichtigen Regionen nicht zugelassen zu werden. Nur ein Dekret des Premiers rettete seine Partei.

Für Missmut hatte außerdem Berlusconis abfällige Bemerkung über das Aussehen einer Oppositionspolitikerin gesorgt: In Turin lästerte er über die Präsidentin des Piemont: "Wissen Sie, warum Frau Bresso immer so schlechte Laune hat? Weil sie, wenn sie aufsteht und in den Spiegel schaut, sich selber sieht. Dann ist ihr Tag gleich verdorben."

Elf der neu zu wählenden Regionen werden von Mitte-Links-Bündnissen regiert, Berlusconi hofft, wenigstens fünf dazuzugewinnen. In Piemont und Venedig könnte Berlusconis Koalitionspartner, Umberto Bossis Lega Nord, das Rennen machen.

Dort im Norden Italien überschatte eine Briefbombe den letzten Wahlkampftag: Sie war an den Sitz der Lega Nord adressiert und explodierte in den Händen eines Postbeamten in Mailand. Der Mann wurde leicht verletzt.

Jeder Abgesang auf Berlusconi kam bisher um Jahre zu früh. Ganz egal, wie die Wahlen ausgehen, so lange Zehntausende "Nooo" und "Siiii" rufen, bleibt alles beim Alten - bei ihm selbst.