Rauchwolken stehen über dem Tahrir-Platz. Eine schreiende junge Frau wird an ihren Haaren über den Asphalt geschleift. Unerbittlich prügeln Soldaten mit langen Knüppeln auf am Boden liegende Demonstranten ein, bis die sich nicht mehr rühren. Die Zelte der jungen Aktivisten liegen zerfetzt auf dem Rasen, aus umliegenden Gebäuden schlagen meterhoch die Flammen, immer wieder sind Schüsse zu hören. Wütend antwortet die Menge mit einem Hagel aus Steinen und Molotow-Cocktails. Auf einem der Videofilme ist ein Soldat zu sehen, der mit seiner Pistole in die Menge zielt - die ägyptische Hauptstadt erlebte am Wochenende erneut Szenen wie aus einem Bürgerkrieg.

Mindestens zehn Menschen haben seit Freitag in den mit extremer Brutalität geführten Auseinandersetzungen ihr Leben verloren, über 500 wurden verletzt. "Nieder mit der Militärherrschaft" und "Das Volk verlangt die Exekution des Feldmarschalls" skandierten Hunderte. Auch die politischen Parteien reagierten mit scharfer Kritik und verlangten, alle festgenommenen Demonstranten müssten sofort freigelassen werden. "Schämt ihr euch nicht?", twitterte Friedensnobelpreisträger Mohammed el- Baradei und nannte das Vorgehen der Soldaten "widerlich". Die Muslimbruderschaft forderte den Chef des Obersten Militärrates, Feldmarschall Mohammed Hussein Tantawi, auf, sich "rasch und klar für die verübten Verbrechen zu entschuldigen". Am Sonntag beruhigte sich die Lage etwas. Das Zentrum Kairos ist teilweise abgeriegelt, in Seitenstraßen stehen gepanzerte Fahrzeuge und Truppentransporter.