Die Griechen sind wachgerüttelt worden - allen voran ihre politische Führung. Die Ohrfeige gab es im französischen Cannes, am Rande des G-20-Gipfels. Und die war so laut, dass sie bis nach Athen hallte. Die EU, Deutschlands Bundeskanzlerin Angela Merkel und der französische Staatspräsident Nicolas Sarkozy haben es satt, Versprechungen zu hören und keine Taten zu sehen. Sie machten den Griechen am Mittwochabend klar: Macht was ihr wollt, entscheidet euch, ob ihr im Euroland bleiben wollt. Bis dahin gibt es aber kein Geld.

Chaos in Athen

In Athen überschlagen sich seitdem die Ereignisse: Ministerpräsident Giorgos Papandreou hatte zunächst in Cannes auf seinem Plan für ein Referendum über das Hilfsprogramm bestanden. Sein Finanzminister Evangelos Venizelos, der in Cannes dabei war, meinte dagegen, das Referendum sei Unsinn. Mehrere Minister und Parlamentarier sahen als einzigen Ausweg die Bildung einer großen Koalition mit den Konservativen. Diese Regierung soll das Land für eine kurze Zeit führen - und das in den Details komplizierte und langwierige Hilfsverfahren vollenden.

Die Bereitschaft scheint zu wachsen, jetzt zu tun, was zwei Jahre nicht möglich war: Die Ärmel hochzukrempeln, in Eintracht den angeschlagenen Staat funktionsfähig zu machen und hart dafür zu arbeiten, um einen Bankrott abzuwenden. Noch sind die Konturen der neuen politischen Situation unklar: Der Chef der konservativen Nea Dimokratia (ND), Antonis Samaras, schwieg zunächst.

Gerüchte allerorts

Gerüchte über die Namen von Übergangs-Ministerpräsidenten machten die Runde. Mal soll es der ehemalige Vizepräsident der Europäischen Zentralbank (EZB), Lucas Papademos, sein. Andere wollen erfahren haben, dass der ehemalige sozialistische Premier Kostas Simitis (1996-2004) das Land in dieser schwierigen Lage für mehrere Monate führen soll. Danach - wenn die Lage sich beruhigt hat und das Land dem Bankrott entkommen ist - soll es Neuwahlen geben.

Der Befreiungsschlag könnte am Nachmittag kommen: Papandreou berief eine Krisensitzung des Ministerrates und anschließend eine Sitzung der Parlamentsfraktion der Sozialisten ein. Mittlerweile scheint Papandreou die Mehrheit im Parlament verloren zu haben. Mindestens zwei Abgeordnete der Sozialisten entzogen ihm bereits das Vertrauen. Damit hatten am Donnerstagmittag die Sozialisten nur noch 150 Abgeordnete im 300-köpfigen Parlament.