Gespannt, aber vorerst noch ruhig blieb die Lage am Freitag im Kosovo. Einheiten der Schutztruppe Kfor brachten am Morgen Beamte der EU-Rechtsstaatsmission Eulex an zwei Grenzübergänge zwischen dem Nord-Kosovo und Serbien. Die Aktion war seit Wochenbeginn angekündigt. Die Regierung in Belgrad hatte heftig dagegen protestiert. Innenminister Ivica Dacic hatte von möglichen "neuen, schweren Kämpfen" gesprochen und vor einem Exodus der etwa 50.000 Serben aus dem Norden des Kosovo gewarnt. Freitag Nachmittag berichteten Augenzeugen lediglich von einigen protestierenden Serben, die sich vor den Übergängen versammelt hätten.

Schon am Vorabend hatten Serben aus dem Nord-Kosovo die Übergänge blockiert. Bei einem Kfor-Stützpunkt nahe der Kleinstadt Leposavic blockierten Serben in der Nacht zeitweise fünf Fahrzeuge des deutschen Kfor-Kontingents. Am Grenzkontrollpunkt Jarinje im Nordzipfel des Landes stellten Protestierer nur zehn Meter neben dem Stacheldrahtverhau der Kfor-Truppe einen Lkw quer und hängten ein Schild auf: "Halt, oder wir schießen!" Freitag Vormittag errichteten Serben eine Barrikade aus Paletten mit Backsteinen und schütteten fünf Meter hoch Erde auf.

Nach den scharfen Warnungen der letzten Tage war die Regierung in Belgrad gestern um Beruhigung bemüht. Man habe die Situation unter Kontrolle, erklärte ein Sprecher und warnte vor Provokationen. Kosovo-Minister Goran Bogdanovic beruhigte, Serbien habe schon weit schlimmere Tage erlebt.

Uno-Sitzung

Noch in der Nacht vor der Übernahme der Grenzübergänge hatte in New York der Weltsicherheitsrat beraten, aber keine Einigung finden können. Sowohl der serbische Außenminister Vuk Jeremic als auch sein kosovarischer Kollege Enver Hoxhaj behaupteten nachher, die Mehrheit sei jeweils auf ihrer Seite gewesen. Uno-Generalsekretär Ban Ki-moon äußerte seine "tiefe Besorgnis" wegen der angekündigten Aktion.