Während weltweit die Empörung über die Gräueltaten des syrischen Regimes wächst, sind am Freitag erneut Zehntausende Demonstranten in allen Teilen des Landes auf die Straße gegangen und haben den Sturz von Präsident Bashar al-Assad gefordert. Nach ersten Angaben wurden bei Protesten in Damaskus und Aleppo, in Homs und Hama sowie in der Küstenstadt Latakia und der Grenzstadt Daraa Dutzende Menschen getötet, als die Sicherheitskräfte wie üblich in die Menge schossen.

Die Opposition hatte zu einem "Tag der Stämme" aufgerufen, um so auch die Clans des Landes gegen die Baath-Diktatur zu mobilisieren. Auch drei Monate nach Beginn der Proteste zeigt das Regime keinerlei Bereitschaft, von seinem gnadenlosen Vorgehen gegen die aufständische Bevölkerung abzulassen.

Bereits am frühen Morgen rückten regimetreue Armeeeinheiten mit Dutzenden Panzern gegen die Stadt Jisr al-Shughur nahe der türkischen Grenze vor, wo es Anfang der Woche zu einem Massaker an 120 Polizisten und Soldaten gekommen war. Das syrische Staatsfernsehen bezichtigte "bewaffnete Banden" und "Terroristen" der Bluttat. Augenzeugen dagegen erklärten, die Uniformierten seien wegen Meuterei erschossen worden. Soldaten hätten ihre Uniformen zerrissen und sich geweigert, auf Demonstranten zu schießen. Lediglich die Republikanische Garde sowie die Vierte Division unter dem Kommando von Assads Bruder Maher al-Assad sind weiterhin absolut loyal. Seit Kurzem kursiert im Internet ein Video, was offenbar Maher al-Assad zeigt, wie dieser persönlich mit einem Gewehr auf Demonstranten feuert. Auch sollen iranische Eliteeinheiten an dem blutigen Vorgehen gegen die syrische Bevölkerung beteiligt sein.

Massaker

Erstmals ging der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan mit Syriens Regime hart ins Gericht. In einem TV-Interview beschuldigte er Präsident Assad, "ein Gemetzel" unter der eigenen Bevölkerung anzurichten. Ankara sei bereit, eine Resolution des UN-Sicherheitsrates gegen Damaskus zu unterstützen, erklärte Erdogan. Die Bilder aus Syrien seien "widerlich", das Regime agiere "unmenschlich". Auch US-Verteidigungsminister Robert Gates sprach vom "Massaker an unschuldigem Leben".